Anpassungskonzept "Zukunft Linz"

Die Zunahme von Hitzetagen und Tropennächten und das vermehrte Auftreten von immer länger andauernden Hitzewellen stellt insbesondere Städte und ihre Bewohner*innen vor große Herausforderungen. Es bedarf daher entsprechender Maßnahmen, um einem Verlust der Lebensqualität in Städten – und damit auch Linz – entgegenzutreten.

Der Linzer Gemeinderat bekannte sich am 29.06.2023 einstimmig zum Anpassungskonzept „Zukunft Linz“ und beschloss es als grundlegende Leitlinie für die notwendige Klimawandelanpassung der Stadt Linz. Damit ist „Zukunft Linz“ in den nächsten Jahren, gemeinsam mit dem entstehenden Klimaneutralitätskonzept, die zentrale Basis für die Klimaarbeit der Stadt Linz. Unmittelbar unterstützt es die Stadt darin, im eigenen Wirkungsbereich direkt in die Umsetzung zu kommen und die städtischen Ziele zur Anpassung zu erfüllen.

Tagesordnungspunkt der Gemeinderatssitzung

Inhalt, Aufbau und Grenzen

Das Linzer Klimawandelanpassungskonzept „Zukunft Linz“ dokumentiert und fasst die im Rahmen seiner Erstellung durchgeführte Grundlagenarbeit zusammen und stellt die Risiken für Linz, die sich aus den Klimafolgen Hitze, Erwärmung und Trockenheit ergeben, dar. 

Das Anpassungskonzept beinhaltet Empfehlungen, mit denen wir auf die Folgen der Klimaveränderung zum Schutz von Mensch und Umwelt reagieren können. Es nimmt also zur Kenntnis, dass nicht mehr alle Folgen der Klimaveränderung verhindert werden können und dass es notwendig ist, sich auf die erwarteten Veränderungen vorzubereiten. Anpassungsmaßnahmen dienen der Bewältigung der Folgen eines sich wandelnden Klimas. Das Konzept zielt darauf ab, die Risiken gegenwärtiger und künftiger negativer Auswirkungen möglichst kosteneffizient zu verringern oder – so sie sich ergeben – potenzielle Vorteile zu nutzen.

Der Hauptanspruch der Konzept- und Strategieentwicklung besteht dabei darin, eine langfristige strategische Ausrichtung der städtischen Entwicklung in den jeweiligen Handlungsfeldern zu ermöglichen. Die Anpassung an den Klimawandel soll integraler Bestandteil der städtischen Verwaltung und Stadtentwicklung sein. So können Synergien genutzt und das gemeinsame Ziel erreicht werden. Dies spiegelt sich bereits in der Intensivierung der Kooperationen innerhalb der Stadt, wie Stadtplanung, Verwaltung, Daseinsvorsorge und auch in der Kommunikation wider.

Folgen der Klimaveränderung (Klimafolgen) führen in unterschiedlichen städtischen Handlungsfeldern zu Auswirkungen. Eine Zunahme von Hitzeextrema führt im Handlungsfeld „Bauen und Wohnen“ zu der Auswirkung „Ungünstiges Gebäudeklima“. Handlungsempfehlungen sind allgemein formuliert, um eine oder mehrere Auswirkung(en) zu lindern. Für das zuvor gegebene Beispiel wäre eine passende Handlungsempfehlung „Fassadenbegrünung an öffentlichen Gebäuden“.

Durch Aktionspläne können schließlich gezielt – beispielsweise priorisiert auf Basis von Risikoanalysen auf vor Ort konkrete Maßnahmen oder Aktionen gesetzt werden, wie zum Beispiel die Fassadenbegrünung am Neuen Rathaus oder die Baumoffensive. Anpassungsmaßnahmen dürfen weiters keine sozialen Nachteile mit sich bringen oder gesellschaftliche Gruppen benachteiligen, sondern sollen Risiken für Demokratie, Gesundheit und Sicherheit minimieren. Sie sollen wirtschaftlich nachteilige Auswirkungen vermeiden und wenn möglich sich ergebende Chancen nutzen.

In der 51. Sitzung am 1.7.2021 beschloss der Linzer Gemeinderat die folgenden zehn strategischen Ziele für das Linzer Klimawandelanpassungskonzept:

  1. Klimaökologische Ausgleichsfunktion auf städtischer Ebene erhalten und aufwerten (beispielsweise bestehende Grünräume erweitern und vernetzen)
  2. Stadtklimatisch wirksame Freiflächen schaffen, erhalten und aufwerten
  3. Aufenthaltsqualität im Freien erhalten und aufwerten
  4. Biodiversität erhalten und fördern
  5. Veränderte Risikolage bei Extremereignissen berücksichtigen. Berücksichtigung der veränderten Häufigkeit und Intensität in der Stadt- und Raumplanung, in Katastrophenvorsorge sowie im Katastrophenmanagement
  6. Verbesserung und Ausbau der stadtklimatisch bedeutsamen Datenlage
  7. Governance - Umgang mit dem Klimawandel als integralen und strategischen Bestandteil der Stadtverwaltung und -entwicklung etablieren
  8. Interne sowie externe Bewusstseinsbildung intensivieren
  9. Gesundheit und Wohlbefinden - gesundheitliche Belastungen vermindern und Förderung des Wohlbefindens der Linzer*innen unter veränderten klimatischen Rahmenbedingungen
  10. Kritische Infrastruktur - Funktionsfähigkeit von kritischer Infrastruktur und kritischen Serviceleistungen sicherstellen.

Zusätzlich zum Anpassungskonzept „Zukunft Linz“ beschloss der Linzer Gemeinderat am 29.06.2023 ein umfassendes Aktionsprogramm bestehend aus 30 konkreten Umsetzungsaktionen:

  1. Ausarbeitung eines Hitzenotfallplans
  2. Aktualisierung der Biotopkartierung
  3. Potenzial für Entsiegelung, Grünflächenvernetzung und -aufwertung erheben
  4. Kommunikationskonzept für Klimathemen entwickeln
  5. Weiterführung der Baumoffensive
  6. Überarbeitung und Anwendung der 10-Punkte-Checkliste für Hochhäuser
  7. Fortführung – Klimafitte Wälder und Parks
  8. Dachwässer besser nutzen
  9. Ermittlung thermisch belasteter Krabbelstuben, Kindergärten, Horte, Schulen und Seniorenzentren sowie Entwicklung eines Maßnahmenplans zur Sanierung
  10. Masterplan „Gehen“ und Sustainable Urban Mobility Plan entwickeln
  11. Steuerung und Monitoring
  12. Berücksichtigung des Klimaanpassungskonzepts im gesamtstädtischen Grün- und Freiraumkonzept
  13. Erstellung einer Risikokarte zum Thema Versickerung
  14. Etablierung eines Monitoringsystems für gesundheitsgefährdende Neobiota
  15. Radwegnetz in laut Risikokarte Hitze zu priorisierenden Gebieten verbessern und ausbauen unter Einbezug der Radstrategie
  16. Ausarbeitung und Anwendung eines Begrünungskonzepts für den Straßenraum für die Innere Stadt
  17. Pilotprojekt: Quartiersaufwertung und Umsetzungskonzept für den öffentlichen Raum unter Berücksichtigung kurzer Wege, sanfter Mobilität und partizipativer Umsetzung
  18. Errichtung zusätzlicher Trinkbrunnen in laut Risikokarte Hitze zu priorisierenden Gebieten
  19. Klimaresiliente Standards für Stadt- und UGL-Gebäude definieren
  20. Klimawandelangepasste Gebäudeplanung und -errichtung
  21. Ausweitung der gebührenpflichtigen Kurzparkzonen und verkehrslenkende Maßnahmen
  22. Schaffung von mehr Platz für Radfahrer*innen, Fußgänger*innen und Bäume
  23. Einholung naturschutzökologischer Gutachten bei Planungsvorhaben
  24. Aufbau eines Systems zum Schadensmonitoring von Klimafolgen
  25. Aktualisierung von älteren Bebauungsplänen in Gebieten mit Kaltluftabflüssen
  26. Prüfung und Durchführung von Baumpflanzungen im Zuge von Tiefbauarbeiten
  27. Erhaltenswerte Bäume in Bebauungsplänen kennzeichnen
  28. Kontrolle der Ausführung oder Einhaltung der Begrünungsfestlegungen
  29. Fortführung - Forschung zu Anpassung
  30. Gemeindeübergreifende Anpassungsgruppe

Dennoch sind der Anpassung an die Klimaveränderung Grenzen gesetzt. Schreitet diese nämlich ungebremst fort, ist eine Linderung der Auswirkungen kaum mehr möglich. Klimaschutz ist aus diesem Grund ebenfalls ein unerlässliches Instrument. Maßnahmen, die der Klimaanpassung dienen, dürfen nicht im Widerspruch dazu stehen. Klimaschutz – im Unterschied zur Klimawandelanpassung – hat das Ziel, die durch Menschen verursachte Emission von Treibhausgasen letztlich auf Netto-Null zu reduzieren, um die dadurch bedingte Klimaveränderung zu stoppen. 

Siehe dazu: Der Beitrag im Stadtklimablog zum Thema „Klimakatastrophe bewältigen: Schutz oder Anpassung?

Entwicklung des Anpassungskonzeptes

Für die Entwicklung des Konzepts war die Expertise von vielen Geschäftsbereichen des Magistrates, der politischen Ebene der Stadt Linz, der Unternehmensgruppe Linz und weiteren Stakeholdern mit Linzbezug maßgeblich. Grundsätzlich sind alle Menschen im Linzer Stadtgebiet mit den lokalen Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert, und die Summe an fachlichen Perspektiven auf einige zentrale Fragestellungen ermöglicht einen ganzheitlichen Blick sowie eine Einschätzung von klimabedingten Risiken:

  • Mit welchen Auswirkungen des Klimawandels wird von den verschiedenen Akteur*innen gerechnet?
  • Mit welcher Wahrscheinlichkeit schätzen sie deren Eintreten ein, und wie groß ist in diesem Fall die Betroffenheit?
  • Welche strategischen Handlungsempfehlungen können in verschiedenen Handlungsfeldern gegeben werden, um Auswirkungen zu lindern?
  • Welche dieser Handlungsempfehlungen sollten priorisiert werden? Die gemeinsame Beantwortung, Diskussion und Bearbeitung soll ein solides sachliches Fundament für das Anpassungskonzept legen.

Insgesamt wurden die Fragestellungen im Frühjahr 2022 in vier Workshops behandelt: In drei Fachworkshops und einem Bürger*innenworkshop, in welchem die Expertise der Linzer*innen im Mittelpunkt stand.

Für die Workshops mit Bürger*innen wurde als Ziel gesetzt, die Linzer Bevölkerung bestmöglich zu repräsentieren. Dafür wählte die Abteilung Stadtforschung Linz eine für die Gesamtbevölkerung der Stadt repräsentative Gruppe von 3.000 Linzer*innen aus. Diese erhielten ein persönliches Informationsschreiben mit der Möglichkeit, sich für eine Teilnahme am Workshop anzumelden.

Für alle, die darüber hinaus ihre Expertise zum Klimawandelanpassungskonzept für Linz einbringen wollten, gab es dazu die Möglichkeit auf der Online-Plattform des Linzer Innovations-Hauptplatzes.

In der auf die Beteiligungsphase folgenden Bearbeitungsphase wurden deren Ergebnisse, sowie die auf der Online-Plattform des Linzer Innovations-Hauptplatzes eingelangten Beiträge zusammengeführt. Die gesammelten Informationen wurden strukturiert bzw. digitalisiert und in den entsprechenden Bereichen in das Anpassungskonzept integriert. Der Linzer Klimabeirat brachte sich prüfend in das Konzept ein.

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