forum design
Ein Stück Land zwischen Autobahn, Eisenbahnbrücke und Donau rüttelte 1980 die Design-Welt gehörig durcheinander: Das in Linz veranstaltete forum design markiert einen Meilenstein in der Geschichte des Designs.
Am Puls der Zeit
Unmittelbar im Anschluss an die aufsehniserregenden Großplastiken des forum metall (1977) startete das vierköpfige Team rund um den Rektor der Linzer Kunstuniversität Helmuth Gsöllpointner (Angela Hareiter, Laurids Ortner, Peter Baum), mit den ersten Überlegungen zum Thema Design. Ein ideal gewählter Zeitpunkt – denn: Man befand sich am Beginn der Postmoderne. In der Gestaltung gab es eine spürbare Sehnsucht nach mehr Sinnlichkeit und Humor. Design steckte damals in einem Spannungsfeld: Dem Übergang vom Bauhaus, seiner klaren, unverwechselbaren Formsprache einerseits und eines im Laufe der Jahrzehnte auf rein funktionale Gestaltung reduzierten Designs andererseits.
Ein Zug mit Café
Wie sehr jeder Mensch von der Allgegenwart des Designs fortwährend beeinflusst wird: Dieses Anliegen bewusst zu machen, stellte Forum Design an 100 Tagen, vom 27. Juni bis 5. Oktober 1980, in den Mittelpunkt. Der Ausstellungsbau stammte von der Architekten-Design-Gruppe Haus-Rucker-Co. Dessen provisorische Architektur war gleichzeitig Bestandteil des Gesamtkonzepts: ein langer Zug mit waggonähnlichen Einzelpavillons, die als Schutzhülle mit einer weißen Kunststoffhaut überzogen waren. Am Ende befand sich das Linz Café, ein gelb gestrichener Holzbau des Architekten Christopher Alexander.
‚Das Bauhaus der 80er Jahre’
Im Eingangsbereich des Ausstellungsgebäudes waren Einführungen in inhaltliche Zusammenhänge und Themengebiete des Designs sowie ein historischer Abriss platziert. In den Waggons zu beiden Seiten des Mittelbaus wurden individuelle Konzepte führender internationaler Designer*innen den Designentwürfen und –produkten der Industrie gegenübergestellt. Durch Forum Design wurde erstmals eine umfassende Aufarbeitung des Begriffs Design im weitesten Sinne vorgenommen. Dies sollte die weitere Entwicklung auf dem Gebiet des Designs nachhaltig beeinflussen. Oder, wie es Raymond Loewy in seiner Eröffnungsrede für das Forum Design ausdrückte: das forum design ‚als Bauhaus der 80er Jahre’. Begleitend zur Ausstellung wurde die ebenfalls viel beachtete Publikation ‚Design ist unsichtbar’ veröffentlicht.
forum design im Kulturhauptstadtjahr 2009
Der internationale Erfolg der Ausstellung forum design wurde bereits während der Laufzeit von medialen Auseinandersetzungen überschattet. Rückzug von Fördergeber*innen und Sponsor*innen führte für die Design-Schau in den 80er-Jahren schließlich zu einer finanziellen Situation, die in einem Strafverfahren mündete. Das Oberösterreichische Landesmuseum zeigte im Kulturhauptstadtjahr in Kooperation mit Linz09 eine Ausstellung unter dem Arbeitstitel ‚Der Fall forum design’.