Mehr Aufenthaltsqualität für den Martin-Luther-Platz
Ein markanter Treffpunkt in der Linzer Innenstadt, der Martin-Luther-Platz vor der Evangelischen Kirche, wird durch eine Reihe von Maßnahmen künftig mehr Aufenthaltsqualität erhalten. Das Areal im Herzen der Stadt und direkt neben der Flanier-, Einkaufs und Aufenthaltsmeile Landstraße soll nach einer gemeinsamen Planung der Evangelischen Pfarrgemeinde Linz - Innere Stadt und der Stadt Linz einen Relaunch vollziehen.
Im April 2024 wurde ein Architektur- und Landschaftsplanungswettbewerb ausgeschrieben, Ende Juli fiel die Entscheidung durch eine Jury unter Beteiligung der Stadt und der Evangelischen Pfarrgemeinde. Unter zehn Einreichungen wurde der Entwurf der Planer*innen von „3:0 Landschaftsarchitektur“ als Siegerprojekt auserkoren. Das Konzept konnte mit seiner Idee eines „Salons unter Bäumen“ und einer „grünen Loge“, die sich entlang des nördlichen Fassadenbereichs sowie über die Johann-Konrad-Vogel-Straße erstreckt, überzeugen. Darüber hinaus ist auch die Neugestaltung des Pfarrgartens südlich der Kirche vorgesehen.
Ziele der Neugestaltung
Der Martin-Luther-Platz nimmt eine wichtige Stellung entlang der Landstraße ein. Er ist ein sozialer Treffpunkt sowohl für Bewohner*innen der Innenstadt, als auch Besucher*innen und Geschäftstreibende.
Gemeinsames Ziel der Evangelischen Pfarrgemeinde und der Stadt Linz ist eine umfassende Um- und Neugestaltung des Areals, welches nicht zuletzt aufgrund des zunehmenden Klimawandels in den Sommermonaten die Eigenschaften einer Hitzeinsel angenommen hat. Zum einen gilt es nun, diese negative Eigenschaft des Platzes zu entschärfen und zum anderen eine Befreiung des Geländes vom Parkplatzsuchverkehr zu erreichen. Gleichzeitig sollen dabei eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität stattfinden, konsumfreie Zonen geschaffen und die Nutzung des Platzes für kirchliche oder säkuläre Veranstaltungen gestärkt werden.
Für die Neugestaltung bringen das Planungsressort der Stadt Linz und die Evangelische Pfarrgemeinde je 250.000 Euro auf. Weitere 200.000 Euro steuert das Linzer Mobilitätsressort bei; mit diesen Mitteln wird die Johann-Konrad-Vogel-Straße begleitend umgestaltet. Dazu kommen 100.000 Euro aus dem Stadtgrünressort im Rahmen der Baumpflanzungsoffensive des städtischen Geschäftsbereichs Stadtgrün- und Straßenbetreuung.
Gemeinsamer Wettbewerb für das beste Ergebnis
Der Architekturwettbewerb wurde ebenso gemeinsam von Stadt und Pfarrgemeinde – letztere ist zu 60 Prozent Eigentümerin des Platzes – abgewickelt. In Summe waren ca. 60.000 Euro veranschlagt, die sich Stadt und Pfarrgemeinde teilen. In der Jury saßen als Hauptpreisrichter*innen neben Stadtrat Dietmar Prammer und Pfarrerin Veronika Mag.a Obermeier-Siegrist auch der Linzer Stadtentwicklungsdirektor Hans-Martin Neumann, die Landschaftsarchitektin Carla Lo und der Salzburger Architekt Udo Heinrich.
In der Preisgerichtsitzung am 23. Juli wurde im evangelischen Gemeindezentrum aus zehn Einreichungen ein Siegerprojekt ermittelt. Durchgesetzt hat sich dabei der Entwurf der „3:0 Landschaftsarchitektur“.
Dieses zeichnet sich laut Urteil der Jury durch ein klares und gut durchdachtes Konzept aus. Es handelt sich um ein im positiven Sinne „einfaches“ Konzept, das sehr verantwortungsvoll mit dem Bestand und dem zur Verfügung stehenden Budget umgeht. Einige wenige Interventionen sorgen für eine „Reformation“ des Straßen-, Platz- und Gartenareals. Der Entwurf der 3:0 Landschaftsarchitektur beinhaltet die Aufwertung des Platzes als kommunikatives Zentrum entlang der Landstraße.
Wesentliches Charakterelement der künftigen Platzgestaltung ist ein „Salon unter Bäumen“, der als Schauplatz für das Stadtgeschehen dient. Von einer grünen „Loge“ entlang der nördlichen Fassaden lässt sich dieser überblicken. Die Logen attraktivieren dabei auch eine verkehrsberuhigte Johann-Konrad-Vogel-Straße. Südlich der Kirche wird es ebenfalls klimafit. Der dortige Asphalt muss weichen. Der Pfarrgarten lädt zukünftig zum Verweilen und Nachsinnen ein.
Es wird ein ökologisch angepasster Maßnahmenmix aus Regenwassereinleitung, maßvoller Entsiegelung und Begrünungsmaßnahmen angestrebt. Dabei übernehmen Baumneupflanzungen und ein nachhaltiges Regenwassermanagement mit dem Schwammstadtsystem eine wichtige Rolle (Feinstaubfilter, Sonnenenergiepuffer, CO2-Speicher). Es wird am Platzbereich auf sogenannte Klimabäume gesetzt, deren unterschiedliche Charaktere die Teilräume prägen.
Dominieren wird auf dem Platz künftig die sanfte Mobilität: Neben der Fußgängerzone sind auch insgesamt knapp 90 Radabstellplätze vorgesehen.
Neue Teilräume
Ein offener Eingang zur Landstraße wird das bunte Stadtgeschehen in den grünen Luther-Platz hineinziehen.
Hier entsteht ein entsiegelter Platz – über 300 m² Betonstein weichen einer entsiegelten, versickerungsfähigen Fläche, welche mit einem Granitsteinband klar gefasst ist. Das Regenwasser wird in einen darunterliegenden Schwammkörperunterbau versickern.
Das bestehende Pflaster soll weitgehend erhalten bleiben und lediglich, wenn nötig, saniert oder ergänzt werden.
Sechs neue Bäume (Gleditschien) ergänzen die drei bereits bestehenden. Allein hierfür werden 150 Quadratmeter aufgebrochen, um ausreichend Platz zu schaffen. In Dreiergruppen bilden sie dabei Bauminseln. Ihr Blätterdach ermöglicht auch an heißen Sommertagen einen angenehmen Aufenthalt im Salon am Martin-Luther-Platz.
Am kühlen Platz wird es Raum für einen großzügigen Schanigarten sowie konsumfreie Zonen mit gemütlichen Sitzgelegenheiten geben. Bei der Auswahl der Möblierung wird auf Regionalität geachtet. Zudem werden ausreichend Fahrradabstellplätze für den Radverkehr da sein. Kleine Spielelemente sorgen bei Groß und Klein für spielerische Beschäftigung. Weiterhin wird es Platz bei Veranstaltungen für Marktstände oder etwa Schausteller*innen im Zuge des Pflasterspektakels geben.
Vor der Kirche öffnet sich schließlich der freigeräumte Kirchenplatz. Er erlaubt große Flexibilität und kann auch als kleiner Festplatz genutzt werden. Ein Trinkbrunnen und Sitzsteine sind ein besonderer Anziehungspunkt. Sie verknüpfen den unversiegelten Platz mit dem Kirchenvorplatz. Auch hier versickert das überschüssige Wasser des Brunnens über die entsiegelte Fläche in den Schwammkörper. Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gibt es auch hier um die Pflanzinsel rechts des Kirchenportals.
Entlang der Fassade vor der Buchhandlung gliedern attraktive Pflanzenbeete mit schattenspendenden Ulmen den Raum in gemütliche Logen. Diese Nischen, ebenso wie die Leseecke, bieten sich an, um eine Pause vom Einkaufsstress einzulegen, in Büchern zu blättern oder das Geschehen am Platz zu beobachten.
In der Johann-Konrad-Vogel-Straße werden die Gehsteige mithilfe der abgebrochenen und wiederverwendeten Pflastersteine der entsiegelten Fläche am Luther-Platz ressourcenschonend verbreitert. Der Fahrstreifen wird auf 3,5 m reduziert. Die nördliche Straßenseite wird zum großzügigen Fußgängerbereich und ermöglicht zugleich, die grünen Logen zu erweitern. Eine Baumreihe aus schmalkronigen Ulmen beschatten die südseitigen Fassaden und schaffen auch hier Platz für kühle Sitznischen in den Schanigärten, Sitzmöbel und Fahrräder.
Durch diese Maßnahmen wird die Johann-Konrad-Vogel-Straße deutlich verkehrsberuhigt, klimafit und ihre Aufenthaltsqualität verbessert. Die Fußgängerzone am Martin-Luther-Platz bleibt natürlich erhalten. Die Feuerwehrzufahrt von 3,5 m ist durchgehend gegeben.
Südlich der Kirche wandelt sich schließlich noch der bestehende Parkplatz in den Pfarrgarten, einen intimeren Ort für Veranstaltungen der Kirche und des Dialoges.
Die gesamte Asphaltfläche wird abgebrochen und durch eine wassergebundene Decke ersetzt. Lediglich der barrierefreie Stellplatz wird gepflastert.
Der Garten kann zwar abgeschlossen werden, ist aber auch als halböffentliches Verbindungstück zum City Park zu verstehen. Ein Apfelbaum, eine Vogeltränke und eine üppige Staudenbepflanzung, die die wassergebundene Mitte rahmt, verleihen dem Ort eine besondere Idylle.
Rendering Martin-Luther-Platz
Rendering der neuen Teilräume am Martin-Luther-Platz