Wasserdampf und "Industrieschnee"

In der Industrie werden große Wassermengen für Kühlzwecke eingesetzt. Bei der Trocknung von Produkten bzw. bei der Kühlung sehr heißer Medien fällt dieses Wasser in Form von Wasserdampf an.  Es ist dann in Form weißer Fahnen sichtbar. Die meisten sichtbaren Abgasfahnen stammen daher nicht von Schadstoffen, sondern sind Wasserdampf. In Linz werden pro Jahr etwa fünf Millionen Tonnen Wasserdampf ausgestoßen.

Durch die hohen Wasserdampfemissionen reiht sich Linz in eine Reihe von industriell geprägten Städten ein, bei denen das Phänomen „Industrieschnee“ auftritt.

Betroffene Gebiete von der Industrieschnee-Episode 14. Dezember 2004


Unter welchen Bedingungen Industrieschnee entsteht, wird hier anschaulich dargestellt:

Was ist Industrieschnee und wie entsteht er

Industrieschnee

Die Bildung von „Industrieschnee“ ist somit im Prinzip mit der Bildung von Kunstschnee für die Pistenbeschneiung zu vergleichen. Der Unterschied ist, dass man bei der Erzeugung von Kunstschnee Bachwasser heranzieht, „Industrieschnee“ hingegen aus dem Wasser der Wasserdampfemissionen der Industrie gebildet wird.

Wie stark ist Industrieschnee mit Schadstoffen belastet?

  1. Immer wieder werden besonders hinsichtlich der Belastung spielender Kinder Befürchtungen geäußert, dass sie beim Spielen gesundheitlichen Schaden erleiden könnten, wenn sie Schnee essen. Aus diesem Grund wurde bei vergangenen „Industrieschnee“-Ereignissen der gebildete Schnee auf Schadstoffe analysiert.
    Gegenüber normalem Schnee weist "Industrieschnee" einen höheren Gehalt an Inhaltsstoffen auf (etwa Faktor 5). Dies liegt daran, dass die Schadstoffe im Zuge von Kondensation und Eisbildung bereits direkt in die Körner eingebaut werden und nicht mehr in die Luft gelangen. Für die Belastung des Bodens ergibt sich dadurch jedoch kein Unterschied, da die Schadstoffe der Luft sonst erst verzögert durch Auswaschen und staubförmige Deposition in den Boden gelangen.
  2. Mangels existierender Grenzwerte für Schneeinhaltsstoffe wurden bei den Schneeanalysen als Vergleich die sehr strengen Trinkwassergrenzwerte herangezogen. Bei den Analysen ergaben sich Grenzwertüberschreitungen für folgende Schneeinhaltsstoffe:
    • Eisen und Mangan: Hauptursache: Stahlindustrie. Eisen und Mangan sind in höherer Konzentration nicht toxisch, sondern bedingen eine Färbung beziehungsweise haben einen Einfluss auf den Geschmack des Trinkwassers.
    • Ammonium, Nitrit: Hauptursache: Chemische Industrie
    • Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): Hauptursachen: Kokerei, Kraftfahrzeugverkehr.
    • Der Nitratgehalt liegt weit unter dem EU-Grenzwert für Trinkwasser (gemessen: 6 - 10 Milligramm/Liter, Grenzwert: 30 Milligramm/Liter, Linzer Leitungswasser: circa 30 Milligramm/Liter).

      Für eine Bewertung der Überschreitungen der Grenzwerte ist zu bedenken, dass die strengen Trinkwassergrenzwerte mit dem Hintergrund festgelegt worden sind, dass über Jahre mehrere Liter Wasser täglich konsumiert werden. Dies ist jedoch im Falle von (Industrie-)Schnee auszuschließen.
  3. Die Gehalte an polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) von „Industrieschnee"-Proben sind übrigens vergleichbar mit jenen von frisch gefallenem Naturschnee.
  4. Bei "Industrieschnee"-Episoden weist die allgemeine Luftbelastung im Vergleich zu sonstigen Inversionswetterlagen geringe Werte auf, da die Schadstoffe bereits im Schnee eingebunden sind!

Nähere Details zur Linzer Situation können Sie den nachstehenden Publikationen entnehmen:

 

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