Medienservice vom: 11.12.2024 |Downloads zur Meldung|Fotos zur Meldung

Frauenstadträtin Eva Schobesberger initiiert Kampagne gegen K.O.-Tropfen Die Scham muss die Seite wechseln

  • „SO WHAT?! #notyourfault“ 

Am 11. Dezember 2024 startet das Frauenressort der Stadt Linz in Zusammenarbeit mit dem Verein FIFTITU% eine neue Awareness-Kampagne gegen K.O.-Tropfen. Der Startzeitpunkt, direkt nach den „16 Tagen gegen Gewalt gegen Frauen“, ist bewusst gewählt: Gewaltschutz muss ein ganzjähriges, gesellschaftliches Anliegen für alle sein!

„Das Linzer Frauenressort arbeitet 365 Tage im Jahr für den Gewaltschutz. Mit der neuen Kampagne zeigen wir klar und deutlich: Schuld sind immer die Täter, niemals die Betroffenen. Gewalt gegen Frauen ist alltäglich – sie geht uns alle an und es braucht unser aller Engagement, um uns gegen sie zu stellen. Mit dieser Kampagne zeigen wir, dass Gewaltprävention eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft ist. Jeder einzelne Vorwurf an Betroffene verkennt die Ursachen von Gewalt und schützt damit indirekt die Täter. Diese Dynamik muss durchbrochen werden. Die Scham muss die Seite wechseln, wie Gisèle Pelicot sagt. Männer müssen Verantwortung für Männergewalt übernehmen“, fordert Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

„Diese Kampagne sendet Frauen und Betroffenen eine klare Botschaft: ‚Ihr seid nicht schuld!‘. Gleichzeitig wenden wir uns an die Gesellschaft, Vorurteile zu hinterfragen und Verantwortung zu übernehmen. Es geht um mehr als Bewusstsein – es geht um den Willen, Zivilcourage zu zeigen“, erklärt Anne Brack, Frauenbeauftragte der Stadt Linz.

Hintergrund

K.O.-Mittel sind geschmacks- und geruchsneutral und werden in Clubs oder bei Partys heimlich Getränken beigemischt, um die Opfer wehrlos zu machen. Ihre Wirkung ist, besonders in Kombination mit Alkohol, unkalkulierbar und manchmal sogar lebensgefährlich. Die Symptome reichen von Verwirrung über Willen- und Bewusstlosigkeit bis hin zu weiteren körperlichen Auswirkungen wie Schwindel, Übelkeit, Muskelkontrollverlust oder sogar Blutdruckabsenkung. Die Täter nutzen die hilflose Lage der Opfer aus, um diese zu vergewaltigen, zu bestehlen oder andere Straftaten zu begehen. Nach dem Erwachen können sich die Opfer oft an nichts erinnern.

Deswegen sind K.O.-Tropfen eine besonders heimtückische Form der Gewalt. Um dieser entgegenzuwirken, setzt die Kampagne auf Prävention und die Sensibilisierung des Umfelds: „Die Vorwürfe an Betroffene lenken vom eigentlichen Problem ab: Täter nutzen K.O.-Tropfen, um ihre Gewalt auszuüben. Das ist ein strukturelles Problem und genau da müssen wir ansetzen“, ergänzt Frauenstadträtin Eva Schobesberger.

Kreative Awareness Kampagne durch FIFTITU%

K.O.-Tropfen sind kein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem. „SO WHAT?! #notyourfault“ verschiebt die Verantwortung weg von den Betroffenen hin zu den Tätern, denn: Es ist nicht Aufgabe der Frauen, sich vor Gewalt zu schützen.

Mit der Umsetzung der Kampagne wurde der Verein FIFTITU% – Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich beauftragt. Die Kampagne umfasst unter anderem prägnante Plakate und interaktive Elemente im öffentlichen Raum.

Vorurteile wie „Du bist ohne Begleitung nach Hause gegangen“ werden mit der Phrase „SO WHAT?!“ (zu Deutsch: „NA UND?!“) übermalt. Das Statement „#notyourfault“ verdeutlicht, dass die Schuld nicht bei den Betroffenen gesucht werden darf, sondern bei den Tätern. Alle Plakate enthalten zudem weiterführende Informationen zu Hilfsangeboten wie Hotlines oder Beratungsstellen.

Die Kampagne wird in verschiedenen Sprachen umgesetzt, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Auch die Zusammenarbeit mit Schulen, Jugendzentren und Vereinen ist angedacht, um die Botschaften gezielt zu verbreiten.

Begleitende Maßnahmen

„Mit Uns nicht!“- Workshops an Linzer Schulen 

Seit 2014 führt das autonome Frauenzentrum die Workshops „Mit uns nicht“ bereits im Auftrag des Frauenressorts durch. In diesen Workshops werden auch K.O-Tropfen thematisiert, um junge Frauen über deren Einsatz und Wirkung aufzuklären sowie in eine Auseinandersetzung über Übergriffe und die Wahrung der eigenen Grenzen zu treten. In einem geschützten Rahmen werden die Mädchen über unterschiedliche Formen von Gewalt, im Speziellen über sexuelle Gewalt im Zusammenhang mit K.O.-Tropfen, aufgeklärt. Im Schuljahr 2023 / 2024 wurden in zehn Workshops mit circa 140 Teilnehmerinnen verschiedene Handlungsmöglichkeiten erarbeitet.

Anknüpfung an „Luisa ist da!“

Die Kampagne „Luisa ist da!“, wurde ebenfalls auf Initiative von Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger in Linz gestartet. Nach der Pilotphase am Magistrat wird „Luisa ist da“ seit Herbst 2024 in der Gastronomie erfolgreich umgesetzt. Dabei können sich Frauen mit der Frage „Ist Luisa da?“ an das Personal wenden und sich damit aus brenzligen Situationen befreien. „SO WHAT?! #notyourfault“ erweitert „Luisa ist da!“ um diese spezielle Gefahr der K.O.-Tropfen im Nachtleben.

Länderübergreifende Studie der TU Chemnitz zu K.O.-Tropfen gestartet

Ein länderübergreifendes Forschungsprojekt zum Thema K.O.-Tropfen startete kürzlich an der Juniorprofessur für Europäisches Management der TU Chemnitz in Kooperation mit Forscher*innen in Innsbruck und Dresden. Dabei wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz mittels einer anonymen Online-Befragung der allgemeine Wissensstand über K.O.-Tropfen erhoben und gleichzeitig werden auch eigene Erfahrungen der Befragten mit K.O.-Mitteln erfasst.

Denn auch wenn es Hinweise darauf gibt, dass der Anteil drogenassoziierter Sexualdelikte insbesondere in Zusammenhang mit K.O.-Tropfen und Alkohol in den letzten Jahren zugenommen haben könnte, gibt es kaum Zahlen über den tatsächlichen Missbrauch von K.O.-Tropfen. Das liegt zum einen an der teilweise sehr kurzen Zeitspanne der Nachweisbarkeit von als K.O.-Tropfen missbrauchten Substanzen und zum anderen an der Unwissenheit der Opfer. Das länderübergreifende Projekt unter Leitung der Chemnitzer Forscherin Dr.in Charlotte Förster soll im Rahmen ihrer europäischen Gesundheitsforschung Licht in die vermutlich hohe Dunkelziffer von Betroffenen bringen, die bereits mit K.O.-Mitteln in Kontakt gekommen sind.

Link zur anonymen Online-Befragung

Wichtige Informationen zu K.O.-Mittel

Symptome erkennen

Folgende Symptome können bei einer Vergiftung durch K.O.-Tropfen auftreten:

  • Anfängliche Euphorie
  • Plötzlicher Schwindel
  • Übelkeit
  • Wahrnehmungsschwierigkeiten
  • Dämmerzustand, Bewusstseinstrübung
  • Willenslosigkeit
  • eingeschränkte Beweglichkeit, Regungslosigkeit
  • Erinnerungslücken, Amnesie

Der ungewollte Konsum von K.O.-Tropfen wird meist erst im Nachhinein bewusst. Betroffene wachen auf und fühlen sich, als wären sie extrem "verkatert". Auch können sie unter körperlichen Beschwerden wie Erbrechen, Kopfschmerzen oder Schwindel leiden. Oft treten Erinnerungslücken auf und es ist Betroffenen unklar, ob und in welcher Form ihnen Gewalt angetan wurde. Anzeichen für körperliche oder sexuelle Übergriffe sind Blutergüsse, zerrissene oder fehlende Kleidung, Schmerzen im Unterleib oder Spermaspuren.

Es ist wichtig, sofort eine ärztliche Behandlung oder ein Krankenhaus aufzusuchen. K.O.-Tropfen sind nur maximal 6 bis 12 Stunden im Urin und im Blut nachweisbar, für eine strafrechtliche Verfolgung des Täters ist deshalb rasches Handeln erforderlich.

Unterschiedliche Substanzen und ihre Merkmale

Als K.O.-Mittel können unter anderem folgende Substanzen zum Einsatz kommen:
GHB und GBL (auch bekannt als "Liquid Ecstasy", "Liquid E", "Liquid X" oder "G")
GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) ist eine Droge, die dem Suchtmittelgesetz unterstellt ist. Besitz, Verkauf und Weitergabe sind verboten. GHB gibt es als Salz und in farbloser flüssiger Form. Die Substanz hat einen salzigen bis seifigen Geschmack.

GBL (Gamma-Butyrolacton) wandelt sich im Körper eigenständig fast 1:1 zu GHB um. Es unterliegt nicht dem Suchtmittelgesetz, jedoch dem Neue Psychoaktive Substanzen Gesetz (NPSG). Konkret ist die Erzeugung, die Ein- und Ausfuhr sowie die Überlassung und Verschaffung (Weitergabe) dieser Substanz, um daraus einen Vorteil zu ziehen, verboten. GBL wird hauptsächlich als Lösungsmittel in der Industrie eingesetzt und für zahlreiche chemische und pharmazeutische Prozesse benötigt. Es ist in der Regel flüssig und farblos, der Geruch unangenehm, schwach lösungsmittelartig, jedoch nicht beißend. Der leicht salzige und seifige Geschmack von GBL wird oft vom Eigengeschmack der Getränke überdeckt, in die es gegeben wird.

Ketamin

Ketamin wird als Schmerz- und Narkosemittel in der Tiermedizin und in der Notfallmedizin angewendet.

Benzodiazepine

Hinter der Medikamentengruppe der Benzodiazepine verbergen sich unterschiedliche rezeptpflichtige Beruhigungsmittel und Psychopharmaka, zum Beispiel Flunitrazepam (Handelsname: Rohypnol), Alprazolam (Handelsname: Xanax) oder Diazepam (Handelsname: Valium).

Weitere Stoffe

Neben den genannten Stoffen gibt es noch viele weitere Medikamente, die als K.O.-Mittel missbraucht werden können.

(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Frauenreferentin Stadträtin Mag.a Eva Schobesberger zum Start der neuen Kampagne gegen K.O.-Tropfen „SO WHAT?! #notyourfault“)

 

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