Gewaltschutz - online und offline
Gewalt hat unterschiedliche Formen und sie kann auch unterschiedlich schwer sein. Es kann schwierig sein, zu erkennen, wo Gewalt beginnt. Wo ist die Grenze zwischen Spaß und Ernst? Unser Gefühl sagt uns, wenn etwas nicht in Ordnung ist.
Dort, wo Gewalt erst beginnt, kann es schwierig sein, auf sein Gefühl zu hören. Dort sagen wir manchmal „Grenzüberschreitung“, „Übergriff“ oder „Problem“ weil uns das Wort „Gewalt“ noch nicht passend erscheint. Wir reden uns unser Gefühl dann oft aus oder sind unsicher, ob wir übertreiben. Auf ein unangenehmes Gefühl sollte man immer hören. Egal, was andere dazu sagen.
In dieser Broschüre findest du mehr Informationen dazu:
Broschüre "Ist das schon Gewalt?" (PDF, 550 KB)
Was kannst du tun, wenn du von Gewalt betroffen warst oder bist? An wen kannst du dich wenden, wenn du einen sexuellen Übergriff erlebt hast? Was, wenn eine Untersuchung notwendig ist oder die Polizei ins Spiel kommt? Hier findest du ein kleines Infoblatt dazu:
Ein kleines Informationsblatt zum Thema Gewalt (PDF, 496 KB)
Wenn man über Gewalt spricht, wird sie manchmal in Gruppen eingeteilt. Unter körperlicher Gewalt versteht man zum Beispiel Handlungen wie: zwicken, stoßen, jemanden festhalten, Ohrfeigen, Schläge, Prügel, jemanden verletzen bis hin zum Mord.
Unter sexueller Gewalt versteht man, dass die Grenze des eigenen Intimbereichs überschritten wird. Diese Grenze liegt bei jedem Menschen ein bisschen wo anders. Man erkennt sie am eigenen unangenehmen Gefühl und auch, dass man sich ekelt oder schämt. Sexuelle Grenzverletzungen und sexuelle Gewalt könnten zum Beispiel Handlungen sein wie: obszöne Bemerkungen, unerwünschte Berührungen, Belästigungen oder ungewollte Küsse, das Zwingen zu sexuellen Handlungen bis hin zur Vergewaltigung. Oft passiert sexuelle Gewalt nachdem zuerst freiwillige Handlungen waren. Dann kann es besonders schwer sein, das Erlebte einzuordnen. Du hast aber zu jeder Zeit das Recht, deine Meinung zu ändern. Auch wenn du zu anderen Dingen ja gesagt hast, darfst du es dir anders überlegen und ein Nein muss zu jedem Zeitpunkt akzeptiert werden!
Unter psychischer oder seelischer Gewalt versteht man Handlungen oder Worte, die jemanden verletzen ohne dass körperliche Gewalt passiert. Das könnten zum Beispiel Dinge sein wie: jemanden runtermachen, Beschimpfungen, jemandem Angst machen, Mobbing, Erpressungen, Drohungen. Psychische Gewalt erkennt man oft daran, dass man sie schwer erklären kann, weil man das Gefühl hat, dass „ja noch nichts passiert“ sei.
Oft passiert Gewalt nicht durch Fremde, sondern durch Menschen denen man vertraut hat. Dann kann es besonders schwer sein, damit umzugehen. Man weiß nicht, wie man reagieren soll oder was man fühlen soll. Bleib mit solchen Erlebnissen nicht alleine, sprich mit jemandem darüber. Unter der Rubrik Hilfe und Beratung findest du Anlaufstellen, die sich mit dem Thema auskennen und die wissen, dass du nicht selber schuld bist.
Frauenhelpline gegen Gewalt
Telefon:+43 800 222 555
frauenhelpline.at
anonym, kostenlos, rund um die Uhr
Die Schule und der Lehr- bzw. Ausbildungsplatz (und später auch der Arbeitsplatz) sind besonders geschützte Bereiche. Hier gelten strengere Regeln was Gewalt betrifft als im öffentlichen Raum. Der Grund ist, dass man diesen Orten nicht einfach aus dem Weg gehen kann. Wenn man an solch einem Ort Gewalt befürchten muss, kann das große Auswirkungen haben. Man weiß nicht weiter und hat das Gefühl, dass man nichts tun kann.
Im Bereich der Schule kannst du dich an die Kinder- und Jugendanwaltschaft wenden. Das ist eine Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche, die auf den Schulbereich spezialisiert ist. Wenn du nicht gerne telefonierst oder persönlich vorbeikommen möchtest, ist auf der Webseite auch eine Onlineberatung möglich. Die Beratung bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft ist vertraulich, kostenlos und auch anonym möglich. Auch bei Mobbing ist die Kinder- und Jugendanwaltschaft eine gute Ansprechstelle.
Kinder- und Jugendanwaltschaft
Im Bereich des Lehr- bzw. Ausbildungsplatzes (und später auch des Arbeitsplatzes) kannst du dich an die Gleichbehandlungsanwaltschaft oder auch das Gleichbehandlungsbüro der Arbeiterkammer wenden. Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz ist verboten. Trotzdem ist es am Arbeitsplatz oft schwer, sich zu wehren. Man hat das Gefühl, dass man nichts tun kann. Beides sind spezialisierte Stellen, die mit dir gemeinsam überlegen werden, wie sich die Situation verbessern könnte. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich.
Gleichbehandlungsanwaltschaft
Gleichbehandlungsbüro der Arbeiterkammer
K.O. Tropfen sind Substanzen, die in ein Getränk gemischt werden und einen wehrlosen Zustand verursachen. Das können zum Beispiel illegale Drogen oder auch starke Beruhigungsmittel sein. Die Täter nutzen diesen wehrlosen Zustand aus. Die Betroffenen können sich später an wenig oder auch gar nichts erinnern. In Kombination mit Alkohol können einige dieser Substanzen sogar noch stärker wirken. K.O. Tropfen sind gefährlich.
Wenn du den Verdacht hast, dass dir K.O. Tropfen verabreicht wurden, solltest du dich dringend ärztlich untersuchen lassen. Warte nicht zu lange, denn viele dieser Substanzen sind nur wenige Stunden im Blut nachweisbar. Wenn du selbst wenig Erinnerung an den Vorfall hast, ist es umso wichtiger, dass du ärztlich gut versorgt wirst. Deine Gesundheit ist das Wichtigste.
Hast du Angst, dass deine Eltern dich nach einem gemeinsamen Urlaub nicht mehr zurück nach Österreich nehmen? Befürchtest du, dass du gegen deinen Willen verheiratet werden sollst? Wird dir gedroht, dass man dich ins Ausland bringt oder dort zurücklässt, wenn du nicht gehorchst? Oder machst du dir Sorgen um eine Freundin? Hast du Angst vor deiner Familie und brauchst Schutz?
Die Beratungsstelle Orientexpress ist eine spezialisierte Beratungsstelle bei Verschleppung und Zwangsheirat. Sie hat ihren Sitz in Wien, man kann aber aus ganz Österreich dort anrufen und bekommt Hilfe. Lass dich von den Beraterinnen von Orientexpress unterstützen.
Bei der Beratungsstelle Orientexpress kannst du dich auch zum Thema „Weibliche Genitalverstümmelung“ - Female Genital Mutilation (FGM) informieren. So nennt man es, wenn aufgrund von bestimmten Religionen oder Kulturen die weiblichen Geschlechtsteile verletzt oder entfernt werden. Diese Form der Gewalt gegen Frauen und Mädchen kann große gesundheitlichen Auswirkungen haben. Weibliche Genitalverstümmelung ist in Österreich gesetzlich verboten und gilt als schwere Körperverletzung.
Eine weitere Anlaufstelle zu diesem Thema ist das Frauengesundheitszentrum FEM Süd in Wien, welches auch mit dem Linzer Frauengesundheitszentrum zusammenarbeitet. Wenn du Beratung brauchst zu diesem Thema, kannst du dich gerne dort unter dieser kostenlosen Telefonnummer melden: +43 1 267 7 267
Es gibt viele Beratungsstellen für Jugendliche. Hier findest du eine kleine Auswahl zum Thema Gewalt:
Kinderschutzzentrum Linz
Rat und Unterstützung für Kinder und Jugendliche von 0 – 18 Jahren. Kostenlos und mit Verschwiegenheitspflicht. Ab 14 Jahren kannst du dort auch ohne Zustimmung deiner Eltern Beratung und Therapie bekommen. Auf der Webseite ist gut erklärt, wie Beratung dort funktioniert.
Verein Hilfe für Kinder und Eltern
Rat auf Draht – rund um die Uhr, kostenlos und vertraulich
Hier kannst du Fragen zu allen Themen stellen, die dich beschäftigen. Die Telefonnummer 147 (ohne Vorwahl) gilt als Notrufnummer und ist auch ohne Guthaben möglich. Der Anruf erscheint nicht auf deiner Telefonrechnung. Du kannst auch anonym bleiben. Falls dir schreiben leichter fällt, schau auf die Webseite. Dort gibt es eine Onlineberatung und auch eine Chatberatung. Unter der Rubrik Infos gibt es auch Antworten auf viele häufig gestellte Fragen.
Wàki – Krisen- und Notunterkunft für Jugendliche ab 12 Jahren
Du weißt nicht, wo du hin sollst, kannst nicht zu Hause bleiben oder nicht nach Hause zurück? Das Waki ist ein Zufluchtsort für Jugendliche in Krisensituationen. Die Einrichtung ist rund um die Uhr erreichbar und kann dir bei den nächsten Schritten helfen. Das Waki erreichst du telefonisch unter der Nummer 0732 609348. Auf der Webseite kannst ist alles gut erklärt.
Ufo Jugendnotschlafstelle – Schlaf und Rückzugsort für Jugendliche, die nirgends hinkönnen
Du weißt nicht, wo du die Nacht verbringen sollst, und hast keinen festen Wohnsitz? Hier kannst du übernachten und bekommst Unterstützung, wenn du sie möchtest. Auf der Webseite findest du die Kontaktdaten und die Adresse. Die Einrichtung ist ab 18.00 Uhr geöffnet. Die Jugendnotschlafstelle Ufo ist nur für Linz zuständig, du findest aber auf der Website der Sozialen Initiatiave Angebote in ganz Österreich.
Soziale Initiative - Jugendnotschlafstelle UFO
autonomes Frauenzentrum, Fachberatung bei sexueller Gewalt
Beratung und Prozessbegleitung für Mädchen ab 16 Jahren die von sexueller Gewalt oder K.O. Tropfen betroffen sind. Die Beratung ist kostenlos und auch anonym möglich, über die Webseite des autonomen Frauenzentrums auch als anonyme Onlineberatung. Auch hier sind die Zielgruppe Linzerinnen, der Trägerverein BAFÖ hat aber Beratungszentren in jedem Bundesland.
Weitere Informationen findest du auch auf der Website des Bundes Autonomer Frauenberatungsstellen bei sexueller Gewalt.
Vielleicht hast du schon einmal darüber nachgedacht, warum es für viele Frauen so schwierig ist, sich aus einer gewalttätigen Beziehung wieder zu trennen. Oft gibt es Kinder, die Frau versorgt die Familie und arbeitet nur Teilzeit, es gibt große Einkommensunterschiede… all diese Dinge verursachen Abhängigkeiten vom Partner und diese Abhängigkeiten machen es schwierig, sich im Ernstfall zu trennen.
Es ist wichtig zu wissen worauf man bei der Familiengründung achten muss damit man unabhängig bleibt. Diese Beratung kannst du im autonomen Frauenzentrum bekommen. Auf folgender Webseite erfährst du mehr über das Angebot:
Viele Mädchen und junge Frauen haben ein aktives Online-Leben. Es werden Kontakte geknüpft, Freund*nnen gefunden und gemeinsame Interessen geteilt. Die Schattenseite ist, dass Mädchen und junge Frauen im Netz häufig Opfer von anonymem Hass, sexistischen Äußerungen oder Cybermobbing werden. Um sich besser davor schützen zu können, haben die städtischen Frauenbeauftragten und der Frauenausschuss des Städtebundes unter dem Titel "Mädchen im Netz – Safe im Cyberspace" einen Ratgeber herausgegeben.