Linzer Frauenberichte
Dritter Linzer Frauenbericht
Am 17. Dezember 2024 präsentierte Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger gemeinsam mit dem Institut für Frauen- und Geschlechterforschung der Johannes Kepler Universität Linz die zentralen Ergebnisse des 3. Linzer Frauenberichts. Der Bericht, der im Frühjahr 2025 erscheint, zeigt auf, dass Frauen in Linz trotz rechtlicher Gleichstellung weiterhin stark benachteiligt sind – insbesondere in Bildung, Erwerbstätigkeit und finanzieller Sicherheit. Die Pandemie und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen haben bestehende Ungleichheiten weiter verschärft.
Bildung der Linzerinnen: Bildungsstand, Studien- und Berufswahl
Ein zentraler Schwerpunkt des Berichts liegt auf der Bildung von Frauen. Zwar ist der Bildungsstand der jungen Linzerinnen in den vergangenen Jahren gestiegen und auch stärker als jene der jungen Linzer, doch ihre Berufswahl bleibt nach wie vor stark „traditionell weiblich“ geprägt. Dies spiegelt sich bereits in der Ausbildungszeit wider: Zwei Drittel der weiblichen Auszubildenden konzentrieren sich auf nur zehn Lehrberufe (obwohl es 212 mögliche Lehrberufe gibt). Auch an der Johannes Kepler Universität zeigt sich eine geschlechterspezifische Studienwahl: Trotz eines gesamten Frauenanteils von 52 Prozent, liegt der Frauenanteil im Bereich Naturwissenschaft und Technik bei lediglich 27,7 Prozent.
Erwerbstätigkeit: Erwerbssituation, Kinderbetreuung, Arbeitsmarktsituation
Vor allem die nach wie vor existierenden Benachteiligungen von Frauen am Arbeitsmarkt bergen viele langfristige Risiken für Frauen. So sind Frauen in ihrer Erwerbsbeteiligung gegenüber Männern quantitativ vor allem aufgrund von Teilzeit-Arbeitsverhältnissen und qualitativ (beispielsweise aufgrund von Beschäftigungen in Niedriglohnbranchen, Positionen in niedrigeren Hierarchien) benachteiligt. Dies kann zu prekären finanziellen Lagen führen – vor allem dann, wenn Kinder vorhanden sind, oder später in der Pension.
Im Jahr 2022 arbeiteten 51 Prozent der erwerbstätigen Linzer Frauen in Teilzeit. Grund dafür sind vor allem die schlecht ausgebaute Kinderbetreuung bei Null- bis Zweijährigen sowie die fehlende Partizipation von Männern an der Sorgearbeit. Rund 90 Prozent aller unselbständig erwerbstätigen Frauen in Linz arbeiten dabei im Dienstleistungssektor (gegenüber rund 70 Prozent der Männer). Führungspositionen sind zudem nach wie vor hauptsächlich von Männern besetzt.
Sozioökonomische Lage: Finanzielle Unabhängigkeit, Pension, Alleinerziehende
Besonders drastisch zeigt sich die Ungleichheit in Bezug auf das Einkommen. Seit der ersten Ausgabe des Linzer Frauenberichts 2011 hat sich die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen sogar um 13 Prozent vergrößert. Im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen verdienen Linzerinnen im Durchschnitt 36,7 Prozent weniger. Selbst beim Vergleich von Vollzeitbeschäftigungen liegt der Einkommensunterschied immer noch bei 15,1 Prozent.
Für viele Linzerinnen sind zudem finanzielle Unabhängigkeit und langfristige Absicherung kaum zu erreichen, was sich auch im Alter zeigt: Die durchschnittliche Pension von Linzer Pensionistinnen liegt laut der aktuellsten Lohnsteuerstatistik aus dem Jahr 2021 um 25,7 Prozent unter jener der Männer. Damit weist Linz die höchste Pensionslücke aller österreichischen Landeshauptstädte auf.
Frauen, die alleinerziehend sind, gehören zu den am stärksten betroffenen Gruppen. 85 Prozent der Alleinerziehenden in Linz sind Frauen. Sie leiden besonders unter hohen Wohnkosten, steigenden Lebenshaltungskosten und sind damit laut einer Berliner Studie einem erhöhten Risiko für psychische und physische Belastungen ausgesetzt.
Präsentation der zentralen Ergebnisse des Dritten Linzer Frauenberichts (PDF | 403 KB)
Zweiter Linzer Frauenbericht
Aufbauend auf dem Ersten Linzer Frauenbericht (2011) ist Ende 2018 nun der Zweite Frauenbericht der Stadt Linz erschienen und zeigt anhand aktueller Daten, in welchen Bereichen Frauen trotz formaler Gleichstellung nach wie vor Diskriminierungen und Benachteiligungen begegnen. Auf Initiative von Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger wurde der Zweite Frauenbericht der Stadt Linz unter der Projektleitung von Univ.-Prof.in Dr.in Doris Weichselbaumer vom Institut für Frauen- und Geschlechterforschung der Johannes Kepler Universität Linz erstellt.
Von März bis August 2018 haben die Autor*innen Mag.a Julia Schuster PhD, Theresa Fitz MSc, BA und Leonie Kapfer MA (unter Mitarbeit von Timo Kapelari BSc) eine sekundärstatistische Analyse jenes Datenmaterials vorgenommen, das in der bzw. für die Stadt Linz vorhanden ist. Der Zweite Frauenbericht der Stadt Linz versteht sich dabei als Überarbeitung und Aktualisierung des Ersten Linzer Frauenberichtes (2011).
Zahlreiche Textpassagen wurden, soweit inhaltlich noch aktuell, übernommen bzw. entsprechend dem neuesten Datenmaterial angepasst. Die Auswahl der diskutierten Themen und der in den Grafiken sowie Tabellen dargestellten Dimensionen ist ebenfalls auf die Auswahl des Ersten Linzer Frauenberichtes abgestimmt. Denn gerade über den Rückgriff auf statistisches Datenmaterial werden sowohl Fortschritte als auch Rückschritte in der Gleichstellung von Männern und Frauen messbar.
Der Frauenbericht will aber nicht nur Problemlagen aufzeigen, sondern vor allem Grundlage für frauenpolitisches Handeln sein. Er liefert wichtige Anhaltspunkte für die Gleichstellungspolitik und bietet Entscheidungsgrundlagen für politische Schwerpunktsetzungen.
Zweiter Linzer Frauenbericht (PDF | 5,19 MB)
Erster Linzer Frauenbericht
Warum Frauenberichterstattung
Frauen- bzw. geschlechterdifferenzierte Berichterstattung bildet die Grundlage für das Erkennen geschlechterpolitischen Handlungsbedarfs. Frauenberichte liefern Entscheidungsgrundlagen für politische Schwerpunktsetzungen und machen frauenspezifische Benachteiligungsstrukturen sichtbar und nachvollziehbar.
Auf der Basis kontinuierlicher und fortschreibender Frauenberichterstattung kann die Politik daran gemessen werden, welche frauen- und gleichstellungspolitischen Ziele sie sich setzt und wie sie diese aufgrund von Maßnahmen erreicht bzw. wo weiterer dringender Handlungsbedarf besteht.
Der Erste Linzer Frauenbericht ist 2011 erschienen und liefert detaillierte Erkenntnisse zu den Lebenssituationen der Linzerinnen.
Das Institut für Frauen- und Geschlechterforschung an der Johannes Kepler Universität erstellte unter Leitung der Institutsvorständin Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Gabriella Hauch den ersten Linzer Frauenbericht. Die Studie soll für die kommenden Jahren die quantitative und qualitative Grundlage für entsprechendes Handeln liefern. Für die Linzer Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger sind die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung die Basis für maßgeschneiderte frauenpolitische Maßnahmen in Linz.
Spezifische Funktion des Linzer Frauenberichts
Der Linzer Frauenbericht gibt anhand statistischer Daten und Analysen einen umfassenden und vertiefenden Überblick über die diversen Lebensbedingungen und Lebensformen der Linzerinnen. Dabei werden horizontale soziale Ungleichheitsfaktoren wie Geschlecht, Alter, ethnische Zugehörigkeit oder Beeinträchtigungen verknüpft mit vertikalen sozialen Ungleichheitsfaktoren wie etwa Bildungsstand, beruflicher Status oder Einkommen analysiert.
Indikatoren zur Messung von Gleichstellung werden erarbeitet und unterstützen damit die längerfristige Beobachtung der Lage der Linzerinnen und der Entwicklung ihrer Lebensbedingungen.
Schließlich ermöglicht der Linzer Frauenbericht das Erkennen und Schließen von geschlechterspezifischen Datenlücken.
Design und Inhalte des Linzer Frauenberichts
Zu folgenden Themenschwerpunkten wurden quantitative und qualitative Erhebungen durchgeführt:
- Allgemeine Entwicklungen: Demographie, Lebensformen, Geschlechterbeziehungen
- Berufliche Lage der Linzer*innen: Ausbildung, Erwerbssituation, Arbeitsmarktsituation
- Soziale Lage der Linzer*innen: Einkommen, Transfers, Gesundheit
- Lebenslagenrelevante Merkmale: Alter, ethnische Herkunft, Beeinträchtigungen, Wohnen, Mobilität, Freizeitverhalten, soziokulturelle und politische Partizipation
Bei der Erstellung des Linzer Frauenberichts kam ein Mix an quantitativen und qualitativen Methoden zum Einsatz. Im Einzelnen sind dies:
- Recherche, Aufbereitung und Analyse sekundärstatistischer Daten zu den Themenstellungen
- Recherche und Analyse von Literatur, Dokumenten etc.
- Durchführung von Expert*innenworkshops zur gemeinsamen Interpretation des jeweiligen Daten-standes und zur Diskussion frauenpolitischer Schlussfolgerungen und Maßnahmenvorschläge.
Erster Linzer Frauenbericht (PDF, 2,6 MB)
Ergänzend zu den Zahlen im Linzer Frauenbericht finden Sie aktuelle und wissenswerte Zahlen, Daten und Fakten hinsichtlich der Linzer Bevölkerung auf der Seite "Linz in Zahlen".