Gemeinderat entscheidet über sieben neue Stadtteilzentren Pilotprojekt startet im Stadtteil Auwiesen
Das neue Linzer Sozialprogramm, das 2011 beschlossen wurde, sieht die flächendeckende Errichtung von so genannten Stadtteilzentren vor.
Das Amt für Soziales, Jugend und Familie wurde mit der Erarbeitung eines Grundsatzkonzepts sowie der Umsetzung eines Pilotprojekts beauftragt. Die Ergebnisse liegen nun vor. Als Zielgruppe der neuen Einrichtungen gilt die jeweilige gesamte Bevölkerung eines Stadtteils. Je nach Anliegen und Bedürfnissen der BewohnerInnen bearbeiten Gemeinwesenarbeit und Stadtteilkoordination unterschiedliche Schwerpunkte vor Ort. Eine Vernetzung bestehender Angebote soll die Informationsvermittlung für alle erleichtern. Angebote der städtischen Sozialverwaltung werden im ersten Schritt dezentral in allen Stadtteilen verfügbar gemacht. Darunter fallen Dienste der Sozial-, Jugend- und Familienberatung, Ausgabe und Entgegennahme von Mindestsicherungsanträgen und diverse andere soziale Angebote.
Darüber hinaus sollen auf Perspektive in den neuen Stadtteilzentren weitere Leistungen der Unternehmensgruppe Linz Stadt vorzufinden sein, wie etwa der LINZ AG oder der GWG.
Ein neues Stadtteilzentrum soll im Laufe des kommenden Jahres in Auwiesen als Pilotprojekt starten. Rund 80.000 Euro Investitionskosten und ca. 200.000 Euro jährliche Betriebskosten sind dafür kalkuliert.
Etappenweise sollen in Anlehnung an die Bedarfsplanung flächendeckend in Linz weitere sechs Stadtteilzentren entstehen.
„Mit diesem Konzept bestätigt die Stadt den im Sozialprogramm vorgegeben Kurs zu einer bürgernahen Serviceeinrichtung, die neben einem umfangreichen Angebot auch das Leben im Stadtteil durch die Gemeinwesenarbeit für die BürgerInnen wesentlich attraktivieren wird“, hofft Sozialreferent Vizebürgermeister Klaus Luger.
Stadtteilbüros mit Sozialprogramm 2011 beschlossen
Der Linzer Gemeinderat hat im Sozialprogramm 2011 die bedarfsorientierte Ausweitung der Stadtteilbüros im Grundsatz beschlossen. In Stadtvierteln, in denen es positive Impulse sowie Vernetzungsaktivitäten zur bürgernahen Lösung von Anliegen bedarf, sollen neue Angebote in Stadtteilzentren vor Ort entstehen.
Zum einen werden in einem Stadtteilzentrum Leistungen der Unternehmensgruppe Stadt Linz und der Sozialverwaltung (z. B. Erziehungshilfe, Mindestsicherung, etc.) bürgerInnennah angeboten, zum anderen werden GemeinwesenarbeiterInnen in einem multiprofessionellen Team im Stadtteilzentrum die sozialen Prozesse im Stadtteil mit geeigneten Maßnahmen unterstützen.
Die Maßnahmen sollen einerseits den Einsatz stadtteileigener, personeller und sozialräumlicher Ressourcen fördern, die Vernetzung der Angebote vor Ort organisieren und andererseits eine anschlussfähige Kommunikation zwischen BürgerInnen und EntscheidungsträgerInnen in Politik und Verwaltung ermöglichen.
Auf Basis dieses Gemeinderatsbeschlusses wurde ein Grundsatzkonzept sowie die Umsetzung eines Pilotprojektes in Auwiesen entwickelt, das in der kommenden Gemeinderatssitzung beschlossen werden soll.
Zielgruppe: alle BewohnerInnen eines Stadtgebietes
Als Zielgruppe gelten alle BewohnerInnen des jeweiligen Stadtteils. In der Stadtteilkoordination und Gemeinwesenarbeit sollen nach Auftrag (Anliegen der BewohnerInnen, Prioritätensetzung durch Auftraggeber) unterschiedliche Schwerpunkte bearbeitet werden (Aktivität gegen Vereinsamung von SeniorInnen, Angebote für Jugendliche, Bearbeitung von aktuellen Themen / Problemen gemeinsam mit der Bevölkerung...). Je nach Schwerpunkt wird eine Fokussierung auf Teilgebiete im jeweiligen Sprengel erforderlich sein. Die StadtteilkoordinatorInnen vernetzen bestehende Angebote, sind Informationsdrehscheibe sowie AnsprechpartnerInnen für Anliegen der BewohnerInnen und übernehmen die Aufgabe der Informationsvermittlung zu Verwaltung und Politik. Bei Bedarf sind sie auch mit der Kompetenz ausgestattet, gemeinsam mit der Stadtverwaltung und der Unternehmensgruppe Linz für BewohnerInnen Lösungen zu erarbeiten.
Im ersten Schritt sollen mögliche Angebote der Sozialverwaltung und anderer Institutionen dezentral in den Stadtteilen verfügbar gemacht werden. Eine Ausweitung auf andere städtische Angebote kann mittelfristig ins Auge gefasst werden.
Sozialverwaltung bürgernäher vor Ort
BürgerInnen sollen dezentral in den Stadtteil Sozialangebote für Fragen des Zusammenlebens und für die infrastrukturelle Versorgung AnsprechpartnerInnen aus der Stadtverwaltung und der Unternehmensgruppe Stadt Linz vorfinden. Anliegen und Probleme der Menschen im Stadtteil, die das Zusammenleben betreffen oder auch Schwerpunkte einzelner Bevölkerungsgruppen sollen durch SozialarbeiterInnen wahrgenommen werden. Gemeinsam mit der Wohnbevölkerung wird an Lösungen, Lösungsvorschlägen sowie an Verbesserungen gearbeitet. Bei Bedarf sollen auch Freizeitangebote im Stadtteil unter Einbindung und Mitwirkung aller hier Lebenden entwickelt werden. Hierzu ist eine Vernetzung von (sozialen) Einrichtungen und Institutionen im Stadtteil angestrebt. Diese Zielsetzungen sollen mit den Instrumentarien der Gemeinwesenarbeit umgesetzt werden.
Ein Stadtteilzentrum umfasst zum einen Angebote, die kontinuierlich und dezentral im Stadtteil vorhanden sein werden, zum anderen Möglichkeiten für temporär befristete Dienstleistungen in multifunktional nutzbaren Räumlichkeiten.
Heuer Start: Pilotprojekt Stadtteilzentrum Auwiesen
Als erstes Stadtteilzentrum soll in Auwiesen ein Pilotprojekt unter Einbeziehung der Vorerfahrungen aus der Stadtteilarbeit in Linz aufgebaut werden. Eine Evaluierung bezüglich der Ergebnisse soll vorgelegt werden und Grundlage für die Etablierung eventueller weiterer Stadtteilzentren sein.
Folgende Leistungen sind unter Einbindung nachstehender operativer Einheiten geplant und sollen je nach Bedarf und Inanspruchnahme gestaltet werden:
Aufgabe | Operative Einheit |
---|---|
Stadtteilzentrumsleitung | ASJF |
StadtteilarbeiterInnen | ASJF |
Hausverwaltung | GWG |
Sozialberatung | ASJF / Sozialbetreuung Kompass |
Beratung von Eltern mit Kindern bis zu 3 Jahren | GSA / Eltern-Mutter-Beratungsstelle |
Jugendwohlfahrt | ASJF / Erziehungshilfe |
Ausgabe und Entgegennahme von Mindestsicherungsanträgen | ASJF / Abteilung Sozialhilfe |
Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigungen | ASJF / Abteilung Sozialhilfe |
Beratung in Unterhaltsangelegenheiten | ASJF / Rechtsabteilung |
diverse (Sozial-)Angebote | Vereine / Institutionen |
Die Verbindung der Serviceleistungen des Sozialbereiches und der Unternehmensgruppe Linz mit der Gemeinwesenarbeit soll dazu beitragen, den strukturellen sozialen Zusammenhalt in den Stadtteilen zu fördern und so die Identifikation der BewohnerInnen mit „ihrem“ Lebensumfeld zu stärken. Auch die Förderung der Mitgestaltung des eigenen Lebensraumes sowie der Übernahme von Verantwortlichkeit und Solidarität sollen damit positiv beeinflusst werden.
Die Stadtteilzentren sollen durch Koordination und Kooperation als eine Einheit wirken. Die DienstleisterInnen vor Ort arbeiten vernetzt zusammen und entwickeln ein Bewusstsein, dass sie durch die konkreten Dienstleistungen Entwicklungen im Stadtteil unterstützen und fördern können.
Leicht erreichbare Räumlichkeiten
An Räumlichkeiten besteht in etwa ein Grundbedarf von 220 Quardatmetern (115 Quadratmeter Beratungsdienste, 30 Quadratmeter Gemeinschaftsflächen, 20 – 30 Quadratmeter Besprechungsräume, Büro rund 35 Quadratmeter, 10 – 20 Quadratmeter Reserveflächen).
Die Räumlichkeiten sollen für den jeweiligen Stadtteil zentral gelegen, gut sichtbar und leicht zugänglich sein.
Umsetzungsplanung
In Anlehnung an die Planungsgebiete der Bedarfsplanungen der Stadt Linz sollen etappenweise über das gesamte Stadtgebiet Stadtteilzentren entstehen. Das erste Stadtteilzentrum soll als Pilotprojekt in Auwiesen etabliert werden.
Stufenplan für die Umsetzung:
Jahr | Stadtteil | Standort |
---|---|---|
2012/2013 | Auwiesen, Schörgenhub, Kleinmünchen | Auwiesen |
Innenstadt Süd, Franckviertel, Hafenviertel | Franckviertel, grüne Mitte | |
Neue Heimat, Zöhrdorf, Wegscheid | Neue Heimat | |
Bindermichl, Spallerhof, Neue Welt, Keferfeld, Oed, Bergern | Bindermichl/Spallerhof | |
Ebelsberg, Pichling | Ebelsberg | |
Urfahr | Neues Rathaus | |
Innenstadt, Froschberg, Freinberg | Altes Rathaus |
Die Reihenfolge der Umsetzung wird sich unter anderem auch nach der Verfügbarkeit von geeigneten Räumlichkeiten richten müssen. Jährlich soll ein neues Stadtteilbüro in Betrieb gehen.
Für die Umsetzung in Auwiesen bietet sich das Volkshaus als zentral gelegener Standort an. Im ersten Stock des Volkshauses sind Räumlichkeiten vorhanden, die als Büros adaptiert werden. Weiters sind die Bibliothek, die Musikschule und ein Seniorenklub im Haus. Es stehen im Erdgeschoß ein großer und ein kleiner Veranstaltungssaal zur Verfügung. Die Eltern-/Mutterberatung ist in unmittelbarer Nähe, der Jugendklub gleich nebenan.
Zusätzliches Personal für Stadtteilzentren
Für die Stadtteilkoordination inkl. der Bürgerservicefunktion sind 3,25 Personaleinheiten (PE) erforderlich. Ein/e MitarbeiterIn (0,75 PE) ist für die Koordination / Leitung der Leistungen im Stadteilzentrum vorgesehen. Ihr/Ihm obliegt neben der Abstimmung der Leistungen die Planung von Aktivitäten im Stadtteilzentrum. Ein/e weitere/r MitarbieterIn (1 PE) soll gemeinsam mit der Leitung die Anlaufstelle und die Dienstleistung des Bürgerservice, Grundlagenservice und einfache Beratungsleistungen sowie die notwendige Administration (Terminvereinbarungen, Organisation von Sachmitteln, etc.) garantieren, sodass das Stadtteilzentrum serviceorientierte Öffnungszeiten anbieten kann.
Mindestens zwei MitarbieterInnen (1,5 PE) sollen für Stadtteilarbeit (Sozialarbeit) zur Verfügung stehen, die Gemeinwesenarbeit im Stadtteil zur Verbesserung der Wohn- und Lebenssituation leisten. Das Stadtteilzentrum ist Bestandteil des Amtes für Soziales, Jugend und Familie (ASJF).
240.000 Euro Zusatzkosten für Projekt Auwiesen
Die zusätzlichen jährlichen Gesamtausgaben des ASJF für den laufenden Betrieb des Stadtteilzentrums Auwiesen sind mit ca. 240.000 Euro zu kalkulieren, wobei bereits bestehende Leistungen des ASJF, die (punktuell) in das Stadtteilzentrum verlagert werden, nicht gesondert berücksichtigt sind. Konkret fallen rund 160.000 Euro Personalkosten und 80.000 Euro Sachkosten (Miete, laufender Betrieb etc.) an. Für die Gebäudeadaptierung und die Einrichtung ist einmalig ein Betrag von rund 80.000 Euro veranschlagt.
(Informationsunterlage zur Pressekonferenz von Sozialreferent Vizebürgermeister Klaus Luger zum Thema „Konzept für neue Stadtteilzentren fertig gestellt“)