Ergebnis des Städtebaulichen Wettbewerbs Frachtenbahnhof Architekt Albert Blaumoser aus Mühldorf in Bayern gewann den Städtebaulichen Wettbewerb Frachtenbahnhof.
Die Stadt Linz hat den EU-weiten Wettbewerb durchgeführt, um Vorschläge zur Neunutzung des ehemaligen Frachtenbahnhofareals als neues Stadtviertel mit hoher Wohnqualität zu erhalten. Die Stadtentwicklung der nächsten 10 Jahre wird entscheidend von diesem Projekt geprägt sein.Die Siegerprojekte haben erste markante Entwürfe für das rund 85.000 Quadratmeter große Areal nahe dem Linzer Zentrum gebracht.
Jetzt liegt es an der Linzer Stadtentwicklung, dafür zu sorgen, diese herausragenden Lösungsansätze zu konkretisieren und mit interessierten Partnern rasch und effizient für die Linzer Bevölkerung zu verwirklichen.
Masterplan 2004
VertreterInnen der Stadt Linz und der ÖBB haben am 11.Oktober 2001 die Projektgruppe „Trendzone Linz-Mitte“ gegründet, um die Maßnahmen für eine optimale städtebauliche Planung und Gestaltung zu erarbeiten. Das Ziel war die Erstellung eines Masterplanes für ein städtebauliches Rahmenkonzept.
Der Linzer Gemeinderat hat den Masterplan am 29. September 2004 einstimmig beschlossen. Diese Grundlagenforschung war die Ausgangsbasis für den EU-weiten städtebaulichen Wettbewerb.
Stadt kaufte 8,53 Hektar
Die Stadt Linz ermöglichte im September 2005 den Start für ein groß angelegtes städtebauliches Zukunftsprojekt in Linz. Sie kaufte 8,53 Hektar des Frachtenbahnhofgeländes aus dem Eigentum der ÖBB. Die ÖBB behält ein ca. 5.000 Quadratmeter großes Grundstück, das für den Bau eines Bürogebäudes verwendet werden kann.
Der Kaufpreis für das Gelände des Frachtenbahnhofes betrug 7,65 Millionen Euro, das sind 90 Euro pro Quadratmeter. Die Absiedlungskosten der Firmen Schöffl und Mathy trägt die Stadt Linz. Die ÖBB haben sich dazu verpflichtet, alle vorhandenen Objekte sowie alle Anlagen wie Schienen, Schwellen, Oberleitungen, Masten und Signalanlagen auf eigene Kosten zu entfernen.
Städtebaulicher Ideenwettbewerb
Die Immobilien Linz GmbH und die ÖBB-Immobilienmanagement GmbH haben einen EU-weiten städtebaulichen Wettbewerb ausgeschrieben, um ein neues innerstädtisches Viertel mit zeitgemäßer Wohnnutzung, sowie einer Büro- und Geschäftsverbauung entstehen zu lassen. Abgabeschluss war Ende August, die Jurysitzung fand am 28. und 29. September statt.
Oberstes Ziel dabei ist die Neustrukturierung des Areals. Es soll aber auch das gesamte Stadtgefüge und die umliegenden Gebiete wie Bulgariplatz, Lenaupark und Franckviertel in die Planungen einbezogen werden.
ÖBB planen neues Businesscenter in Linz
Im Rahmen der Stadtteilentwicklung am ehemaligen Frachtenbahnhof Linz planen die ÖBB die Errichtung eines modernen Businesscenters. Ausgestattet werden soll dieses mit zeitgemäßen Büroflächen und ergänzenden Gastronomie- und Handelsflächen. „Mit dem in Weiterführung des bestehenden Masterplans durchgeführten städtebaulichen Ideenwettbewerbs wurden die planerischen Rahmenbedingungen für das zukünftige Stadtviertel weiter präzisiert. Wir sehen in derartigen Verfahren auch eine Sicherstellung der Standortqualitäten“, zeigt sich Claus Stadler, Prokurist der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH über die gelungene Zusammenarbeit mit der Stadt Linz erfreut. „Letztendlich schafft ein funktionierendes Umfeld die Vorraussetzungen für eine optimale Verwertung der Immobilie“, so Stadler. Die ÖBB werden das in Eigenbesitz befindliche Grundstück auf Basis des nun vorliegenden städtebaulichen Leitbildes selbst entwickeln und verwerten. Die Fertigstellung erfolgt voraussichtlich 2009/2010.
Internationale Jury
Die Beurteilung der insgesamt 27 Projekten Wettbewerbsprojekte wurde von einem unabhängigen Preisgericht vorgenommen. Als Vorsitzender konnte Architekt Prof. Dr. Thomas Herzog, Planer des Design Centers und Teilen der solarCity, gewonnen werden. Ebenfalls aus Deutschland stammt der renommierte Architekt Hadi Teherani, derzeit Generalplaner der Hamburger Hafencity.
Ebenfalls in der Jury ist der Vorsitzende des Beirates für Stadtgestaltung, Architekt DI Günter Zamp-Kelp und Architektin MMag. Sonja Gasparin aus Villach, die seit September Mitglied des Linzer Beirates ist sowie Architekt DI Albert Wimmer aus Wien. Mitglied der Fachjury war auch Stadtentwicklungsdirektor MAS MSc DI Gunter Amesberger.
Am 28. und 29. September 2006 hat die Jury unter dem Vorsitz von Architekt Prof. Dr. Thomas Herzog aus den eingereichten Projekten drei Siegerprojekte und fünf Anerkennungspreise ausgewählt.
Fachpreisjury:
• Arch. Prof. Dr. Thomas Herzog
• Arch. Dr. Hadi Teherani
• Arch. DI Albert Wimmer
• Arch. DI Günter Zamp-Kelp
• Arch. MMag. Sonja Gasparin
• MAS MSc DI Gunter Amesberger
Sachpreisjury:
• Vizebürgermeister Dr. Erich Watzl
• Stadtrat Jürgen Himmelbauer
• Stadtrat Johann Mayr
• Stadtrat Klaus Luger
• DI Claus Stadler (ÖBB)
Siegerprojekte und Ankäufe
ArchitektInnen | Platzierung | Preisgeld | Abstimmungsergebnis |
Albert Blaumoser, Mühldorf in Bayern | 1. Preis | 42.000 € | einstimmig (13:0) |
Marcus Keusgen, Oberhausen in Westfalen | 2. Preis | 33.500 € | 8:5 |
Ullrich&Ullrich, Berlin | 3. Preis | 25.000 € | 10:3 |
Michael Bohusch, München | Anerkennung (1. Nachrücker) | 12.500 € | 12:1 |
Christian Leeb, Graz | Anerkennung | 12.500 € | 13:0 |
Michael Wallraff, Wien | Anerkennung | 12.500 € | 13:0 |
Architekturhaus Wienerstraße, Graz | Anerkennung | 12.500 € | 13:0 |
Johannes Scheurecker, Wien | Anerkennung | 12.500 € | 13:0 |
1. Preis
Städtebauliche Grundidee
Die Grundidee besteht in der Entwicklung eines zentralen Grünraumes, der von drei Seiten durch die Wohnanlagen umschlossen wird und im Norden in einen Platz übergeht. Es werden hofartige Gebäude entwickelt, die sich zu zentralen Grünfläche öffnen. Verschiedene Gebäudehöhen entlang des Parks schaffen Wohnadressen zum Park. Aus den einzelnen Wohnungen in den unterschiedlichsten Höhen entstehen individuelle Blickwinkel in den zentralen Park.
Entlang der Lastenstraße werden die städtebaulich markanten Ecken durch Türme mit 10 oder 12 Geschoßen herausgehoben.
Das Planungsgebiet wird zur Bahn mit einer großzügigen Grünverbindung abgegrenzt. Die Neuplanung des südlich angrenzenden Gewerbegebietes schafft eine strukturelle Vernetzung mit dem Wettbewerbsgebiet. Ein langgestreckter Grünraum bildet die Abgrenzung des Planungsgebietes nach Süden hin.
Nutzung und Lärmschutz
Entlang der vom Lärm beeinträchtigten Seiten der Lastenstraße werden in den unteren beiden Geschoßen Geschäfts- und Bürozonen vorgeschlagen. Die Gebäude an der Bahn können durch ihre günstige Südwestausrichtung als reiner Wohnbau entwickelt werden. Die Grundrisse der Wohnungen orientieren sich zu den ruhigen Zonen der Anlage mit allen Aufenthaltsräumen.
Verkehr
Die Straßen berühren nur im Süden die zentrale Grünfläche. Die Wohnbereiche entlang der Bahn werden von der Bahnseite erschlossen. Dadurch entsteht ein weitgehend autofreies Wohngebiet. Die Parkplätze für die BewohnerInnen werden in Tiefgaragen geschaffen.
Das Wegekonzept ist transparent und verknüpft die äußeren Wege mit dem inneren Grünraum sowie die angrenzenden Gebiete mit dem Planungsgebiet.
2. Preis
Das Planungsgebiet wird mit einer aufgelösten Blockbebauung überzogen. Entlang der Lastenstraße-Raimundstraße entstehen neue Geschäfts- und Bürobauten, die im Zusammenspiel mit dem Lenaupark und einer neuen Platzfläche ein Zentrum entstehen lassen. Die Grünachse quert das gesamte Viertel. Ein 13 Stockwerke hoher Büroturm reiht sich in das Ensemble der Citytower. Ein sieben Meter erhöhter und begrünter Wall fungiert auf als Lärmpuffer.
3. Preis
Bei diesem Projekt ist eine Gebäudestruktur ohne Hierarchien bestimmend, ähnlich einem Konglomerat. Die einzelnen Gebäude sind wie Inseln, die sich nach außen gegen den Lärm abschirmen und sich im Inneren öffnen. Die Charaktere der einzelnen Häuser leiten sich nach diesem Prinzip ab.
Rechtliche Schritte für die Weiterentwicklung des Projekts
Möglicherweise ist für die Realisierung des Siegerprojekts eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchzuführen. Grundsätzlich besteht eine UVP-Pflicht bei Städtebauvorhaben ab 100.000 Quadratmeter Nutzfläche. Ebenso scheint durch die Straßenneubauten mit einer durchschnittlichen täglichen Verkehrsbelastung von mindestens 2.000 Kraftfahrzeugen eine UVP-Pflicht zu bestehen.
Es zeichnet sich auch ab, dass das Siegerprojekt in einem Raumordnungsprogramm (ROP) des Landes Oberösterreich für zulässig erklärt werden muss. Erfahrungsgemäß benötigte das Land in der Vergangenheit im Schnitt zwei Jahre für derartige Verfahren.
Neben einer Umweltverträglichkeitsprüfung wird auch eine Strategische Umweltprüfung (SUP) notwendig sein. Die Frage, ob eine SUP-Pflicht bei Siegerprojekt vorliegt, beurteilt die OÖ. Landesregierung per Verordnung (inkl. Schwellen- und Grenzwerten).
Im Anschluss an die erwähnten Umweltverfahren ist mit der konkreten Festlegung von Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen zu rechnen. Ebenso ist das Örtliche Entwicklungskonzept der Stadt Linz (ÖEK) zu adaptieren.
Die organisatorischen Weichenstellungen für das Projektmanagement, die Zusammenarbeit mit den Linzer Wohnungsgesellschaften oder die detaillierte Überarbeitung des Siegerprojektes werden in den nächsten Wochen erfolgen.
(Informationsunterlage zur Pressekonferenz „Juryergebnis des Städtebaulichen Wettbewerbs Frachtenbahnhof“ mit Bürgermeister Franz Dobusch, Vizebürgermeister Dr. Erich Watzl, Planungsreferent Stadtrat Klaus Luger, Finanzreferent Stadtrat Johann Mayr und Stadtrat Jürgen Himmelbauer)
Weitere Gesprächspartner:
Architekt Prof. Dr. Thomas Herzog
Architekt Dr. Hadi Teherani
DI Claus Stadler