Neue innerstädtische Verkehrsorganisation Der Bau des Westrings, der 4. Donaubrücke mit den Tunnelanlagen bringt für Linz die Chance, die innerstädtischen Verkehrswege neu zu organisieren.
Die Westtangente und die beiden Einbahnen Dametzstraße – Humboldtstraße sowie Dinghoferstraße tragen die Hauptlast des innerstädtischen Verkehrs. Bis zu 30.000 Autos benützen täglich einen dieser Straßenzüge, die die Linzer Innenstadt durchschneiden. Der Westring, die 4. Donaubrücke mit Tunnel, bietet die einmalige Chance, aus diesem Korsett auszubrechen. Eine merklich verbesserte Wohn- und Lebensqualität in der Innenstadt wäre das Ergebnis.
15.000 Menschen in der Innenstadt von Durchzugsverkehr unmittelbar betroffen
An den Straßenzügen Westtangente, Dametzstraße - Humboldtstraße und Dinghoferstraße leben rund 15.000 Menschen, die direkt von den Auswirkungen des Verkehrs betroffen sind. Lärm, Abgase und damit eine beeinträchtigte Lebensqualität haben negative Konsequenzen für die AnrainerInnen dieser Straßenzüge. Indirekt sind aber die Konsequenzen in einem weiteren Umfeld der Innenstadt spürbar.
Verkehrsmengen in der Innenstadt
Derzeit tragen die innerstädtischen Verkehrswege durchschnittlich pro Tag folgende Verkehrslasten:
Die Hauptverkehrsachsen der Innenstadt – Kfz-Belastung pro Tag
Nord-Süd-Verbindungen
Westtangente
Kapuzinerstraße – Höhe Steingasse 28.000 Kfz/Tag
Sandgasse 21.000 Kfz/Tag
Waldeggstraße – Höhe Bergschlößl 26.000 Kfz/Tag
Dametzstraße - Humboldtstraße
Höhe Hessenplatz 22.000 Kfz/Tag
Dinghoferstraße - Elisabethstraße
Höhe Krankenhaus Elisabethinen 20.000 Kfz/Tag
West-Ost-Verbindungen
Stockhofstraße, Herrenstraße, Rudigierstraße, Mozartstraße
Höhe Rudigierstraße 10.000 Kfz/Tag
Kärntnerstraße, Blumauerstraße, Goethestraße, Prinz-Eugen-Straße
Höhe Bahnhofsknoten 18.000 Kfz/Tag
Höhe Blumauerstraße 16.000 Kfz/Tag
Gleichmäßige Auslastung ohne markante Spitzen
Die innerstädtischen Verkehrswege an der Humboldt-, Dinghofer-, Blumauerstraße, an der Oberen Donaulände und auf der Westtangente sind während des Berufsverkehrs in den Morgen- bzw. Abendstunden und auch großteils den ganzen Tag stark belastet.
Prognosemodelle zeigen, dass sich die Verkehrsmengen durch den Bau des Westringes ab 2015 auf diesen fünf Hauptverkehrswegen im Stadtzentrum stark reduzieren könnten. Damit bietet der Westring die große Chance für Linz, die Innenstadt vom Durchzugsverkehr deutlich zu entlasten.
ohne Westring | mit Westring | |||||
2000 | 2015 | +/- | 2000 | 2015 | +/- | |
Nibelungenbrücke | 47.920 | 59.240 | + 23,6 % | 47.920 | 33.540 | - 30 % |
Obere Donaulände | 30.880 | 38.060 | + 23,3 % | 30.880 | 22.970 | - 25,6 % |
Römerbergtunnel | 24.490 | 28.590 | + 16,7 % | 24.490 | 19.980 | - 18,4 % |
Hopfengasse | 20.500 | 22.520 | + 9,8 % | 20.500 | 12.980 | - 36,7 % |
Bahnhofsknoten | 26.820 | 30.030 | + 11,9 % | 26.820 | 15.650 | - 41,6 % |
Gemeinderatsbeschlüsse für neue Innenstadt-Verkehrsorganisation
Der Linzer Gemeinderat hat bereits im April 2004 und zuletzt im Mai 2005 beschlossen, die Auswirkungen des A26-Westringes auf die innerstädtische Verkehrsorganisation zu untersuchen. Die Erstellung eines Verkehrskonzeptes im Gefolge der Westring-Errichtung, die Analyse der zu erwartenden geänderten Verkehrsströme und die Neuplanung der derzeitigen Einbahnregelungen für die beiden innerstädtischen als Einbahnen geführten Hauptverkehrsachsen standen dabei im Mittelpunkt der Überlegungen.
Basis für diese Untersuchungen sind aktuelle Verkehrserhebungen. Ein Großteil dieser Erhebungen wurde im Mai 2006 durch die Firma EBE GmbH Wien im Auftrag der ASFINAG im Vorfeld der Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt.
Zusätzliche Verkehrsstromanalysen für städtische Verkehrsplanung
Für eine detaillierte Beurteilung der Auswirkungen des Westringes auf die Einbahnstraßen Dametzstraße – Humboldtstraße / Dinghoferstraße - Elisabethstraße und den Verkehrsverlagerungen auf die VOEST-Brücke sind zusätzliche Untersuchungen erforderlich. Diese Erhebungen bringen der Stadt Linz einen Mehrfachnutzen, da es erstmals möglich wird, auch konkrete Aussagen über den derzeitigen Ziel- und Quellverkehr oder den Durchzugsverkehr auf den Einbahnstraßen der Innenstadt zu machen.
Auftrag an EBE Elektronik Wien
Die Stadt Linz beauftragt das Unternehmen EBE Elektronik aus Wien mit einer Verkehrsstromanalyse mit Kosten von 17.500 Euro. Es soll eine Verkehrsdatenerfassung mit Videokameras über einen Zeitraum von 24 Stunden gemacht werden. Die automatische Kennzeichenerfassung ist die Basis für eine Rohdatenauswertung der erfassten Fahrzeuge und eine weiterführende tabellarische sowie graphische Auswertung. Eine wissenschaftliche Auswertung erfolgt durch den Projektpartner Arsenal Research.
Mit dieser Methode können Verkehrsverfolgungszählungen mit relativ geringen Kosten und einer großen Effektivität über ein größeres Gebiet durchgeführt werden.
Chance Nr. 1:
Neue Verkehrsführung über Verteiler „Innenstadt-Ring“
Die Kärntnerstraße könnte gemeinsam mit der Blumauerstraße, der Goethestraße und der Prinz-Eugen-Straße bis zur A7 einen Innenstadt-Ring bilden. Dieser Ring wird so zur zentralen Achse, die den Verkehr über den Westring-Tunnel südlich in die Innenstadt leiten soll und damit bewusst zur Hauptverkehrsachse südlich des Stadtzentrums wird. Von dieser Achse aus soll der Verkehr gezielt über Volksgartenstraße, Dametzstraße, Humboldtstraße, Dinghoferstraße und Khevenhüllerstraße aufgeteilt und an die Zielorte geführt werden. Durchzugsverkehr soll so zu Gunsten des Zielverkehrs vermieden werden.
Chance Nr. 2:
Aufhebung der Einbahnen Humboldtstraße/Dinghoferstraße
Die Aufhebung der Einbahnen an der Humboldtstraße und an der Dinghoferstraße wäre eine konkrete Auswirkung des künftigen Innenstadt-Rings. In beiden Straßen soll nur mehr der Zielverkehr der Wohnbevölkerung und der BesucherInnen der Innenstadt geführt werden. Lenkungsmaßnahmen könnten den Durchzugsverkehr von diesen Straßen fern halten.
Als Alternativen zum Einbahnsystem sind mehrere Varianten denkbar. So könnte entweder eine Gegenspurlösung gemacht werden oder einspurige Einbahnen mit einer Straßenberuhigung und einer nicht durchgängigen Nord-Süd-Querung.
Neugestaltung der West-Ost-Verbindungen
In der Innenstadt gibt es einige West-Ost-Verbindungen, die für das gesamte städtische Verkehrssystem von Bedeutung sind:
• Graben - Promenade
• Mozartstraße – Rudigierstraße – Herrenstraße - Stifterstraße
• Bismarckstraße - Lustenauer Straße
• Bürgerstraße - Langgasse
• Goethestraße – Stelzhamerstraße - Gärtnerstraße
• Schillerstraße
Unter den gegebenen Umständen ist derzeit ein Eingriff in das innerstädtische Verbindungsnetz auf Grund der Komplexität nicht sinnvoll. In Zukunft könnte aber trotzdem die Verbindungsfunktion dieser West-Ost-Achsen stark eingeschränkt werden. Lenkungsmaßnahmen würden den Durchzugsverkehr bündeln und auf den Innenstadt-Ring lenken.
Chance Nr. 3:
Merklicher Anstieg der Wohn- und Lebensqualität
Die Reduktion der Durchzugsverkehrs auf den Nord-Süd-Achsen sowie auf den West-Ost-Verbindungen hätte äußerst positive Auswirkungen auf die Lebensqualität der BewohnerInnen der Innenstadt. Die Innenstadt könnte als Wohngebiet an Attraktivität gewinnen. Dazu notwendig sind möglichst optimierte Verkehrslösungen. Bereits jetzt ist ein Linzer Trend zu bemerken, der Wohnen in der Innenstadt wieder interessant macht. Momentan sind 540 Wohnungen in Bau oder stehen kurz vor Baubeginn.
Chance Nr. 4:
Verkehrsberuhigung in Gevierten der Innenstadt
Bei einigen innerstädtischen Gebieten könnten gezielte kleinräumige Lenkungsmaßnahmen des Hauptverkehrs die Lebensqualität verbessern. Konkrete Ergebnisse können Untersuchungen der städtischen Verkehrsplanung ergeben für folgende Bereiche ergeben:
• Museumstraße – Prunerstraße - Fabrikstraße
• Bürgerstraße – Bismarckstraße - Hessenplatz
• Herrenstraße – Wurmstraße - Hopfengasse
Chance Nr. 5:
Neugestaltung der Landstraße
Die Neugestaltung der Landstraße zwischen Schillerplatz und Blumau ist dringend notwendig. Mit dem Bau des neuen Musiktheaters und dem Umbau der Studienbibliothek könnte eine Aufwertung des Gebietes erfolgen. Die Verkehrsplanung sollte daher verschiedene Beruhigungs- und Lenkungsmaßnahmen überprüfen.
Chance Nr. 6:
Neue Buslinien, Verlängerung der U-Bahn als Bypass
Durch die zu erwartende Verkehrsberuhigung besteht die Chance, Busse auch auf der Westtangente zwischen Römerbergtunnel und Bahnhof zu führen. Buslinien durch die westlichen Randgebiete der Innenstadt sollten ebenso angedacht werden wie eine durchgehende Busspur an der Gruberstraße.
Langfristig ist auch eine Verlängerung der U-Bahn unter der Landstraße Richtung Urfahr zu prüfen. Die U-Bahn mit nur wenigen Haltestellen könnte eine Schnellbahn-Funktion mit höheren Kapazitäten übernehmen. Gleichzeitig blieben die Straßenbahn und alle Haltestellen an der Oberfläche der Landstraße erhalten. Damit könnte eine innerstädtische Ergänzung zur geplanten City-S-Bahn hergestellt werden.
Chance Nr. 7:
Verbesserungen für den Radverkehr
Der Westring bietet die Chance, auf den bisherigen Durchzugsstraßen entscheidende Verbesserungen für den Radverkehr zu schaffen. Beispiele für derartige Straßen sind:
• Westtangente
• Humboldtstraße
• Derfflingerstraße
• Dametzstraße
Chance Nr. 8:
Verschönerung des Straßenbildes
Die Verkehrsberuhigung auf den innerstädtischen Hauptverkehrswegen schafft die Basis für eine attraktivere Straßengestaltung:
• Begrünungen
• Platzgestaltung
• Ruheinseln
• breite Geh- und Radwege
Schlussfolgerung: Westring ist für Linz lebensnotwendig
Linz braucht die 4. Donaubrücke mit Tunnelanlagen, um langfristig sinnvolle Verkehrslösungen für die Innenstadt zu schaffen und damit die innerstädtische Lebensqualität zu erhöhen. Eine deutliche Verringerung der Lärm- und Schadstoffbelastungen im gesamten Stadtgebiet wären eine weitere positive Folge.
Projektablauf Westring
Nach den Variantenuntersuchungen in den Jahre 2000 bis 2002 wurde 2003 der Entscheid für die Trasse gefällt. Ende September 2005 startete das §14-Verfahren zur Erreichung des Bundesstraßenplanungsgebietes. Die Auf-nahme des Westrings in das hochrangige Straßennetz konnte schließlich Anfang November 2005 abgeschlossen werden.
Nach Angaben der ASFINAG laufen gegenwärtig die Arbeiten an der Umweltverträglichkeitsprüfung. Anfang 2007 soll die Einreichung der Umweltverträglichkeit erfolgen, sodass laut ASFINAG das UVP-Verfahren bis spätestens Ende 2008 abgeschlossen sein könnte.
(Informationsunterlage zur Pressekonferenz „Neue innerstädtische Verkehrsorganisation“ von Planungsreferent Stadtrat Klaus Luger)