Medienservice vom: 27.11.2024 |Fotos zur Meldung

Gewalt gegen Frauen Männer müssen Verantwortung übernehmen

Auch in diesem Jahr wird während der internationalen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt“ ein starkes Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen gesetzt. Männergewalt gegen Frauen ist ein erschütterndes Problem, das alle Gesellschaftsschichten und Altersgruppen betrifft – und oft tödlich endet. Bis Mitte November 2024 verzeichnete Österreich bereits 27 Femizide, laut den AÖF (Autonome Österreichische Frauenhäuser).  

Der Ausbau von Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung und Gewaltprävention für den Schutz und die Unterstützung von Frauen und Mädchen ist enorm wichtig. Was es aber genauso braucht ist, dass Männer in allen Bereichen Verantwortung für Männergewalt übernehmen.

„Der aktuelle Backlash gegen Frauenrechte macht mich betroffen und wütend. Natürlich dürfen wir nicht wegsehen, wenn ein Mann handgreiflich wird. Doch das reicht nicht: Wir dürfen auch nicht wegsehen, wenn jemand 'Your body, my choice' pöbelt oder sexistische und frauenfeindliche Sprüche ablässt”, betont Sozialminister Johannes Rauch. „Gewalt an Frauen ist eine der größten Krisen in unserer Gesellschaft. Nur, wenn Männergewalt aktiv angesprochen wird kann sie verhindert werden. Oft reicht ein Wort zur richtigen Zeit, um gewaltvolles Verhalten zu unterbrechen.“

„Das gesellschaftliche Zusammenleben ist nach wie vor geprägt von einer massiven Schieflage zwischen den Geschlechtern. Jede dritte Frau zwischen 18 und 74 Jahren in Österreich hat laut Studie der Statistik Austria ab dem Alter von 15 Jahren körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt. Femizide sind die folgenschwerste Eskalation von patriarchalischen Mustern und von männlichem Besitz- und Anspruchsdenken. Wir müssen alles tun, was in unserer Macht steht, um dem zu begegnen. Das Frauenressort der Stadt Linz setzt sich ganzjährig mit zahlreichen Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung und Gewaltprävention für den Schutz und die Unterstützung von Frauen und Mädchen ein. Was es aber genauso braucht ist, dass Männer in allen Bereichen Verantwortung für Männergewalt übernehmen und wichtige Initiativen wie 'Mann spricht‘s an' gesetzt und Männer- und Burschenarbeit ausgebaut werden“, erklärt Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

Das Sozialministerium hat hier in den letzten Jahren wichtige Schwerpunkte gesetzt und österreichweite Initiativen gestartet:

Förderung gewaltpräventiver Männer- und Burschenarbeit 

Die Förderung gewaltpräventiver Arbeit trägt nachhaltig zum Opferschutz bei. Die österreichischen Männerberatungsstellen leisten durch ihr Angebot an psychosozialer Beratung einen bedeutenden Beitrag zur Verhinderung von Gewalt. Das Sozialministerium finanziert derzeit folgende Projekte:

  • Das "Männerinfo-Telefon" (0800 400777) steht österreichweit Männern in Krisen sowie deren Angehörigen 24 Stunden täglich und ganzjährig kostenlos zur Verfügung. Dabei werden Erst- und Krisenberatung bei Ausübung von Gewalt im familiären Kontext sowie die schnelle und aktive Vermittlung von Hilfe und Unterstützung angeboten.
  • Die bestehende professionelle Krisen-, Deeskalations- und Konfliktarbeit der österreichischen Männerberatungsstellen wird kontinuierlich ausgebaut. Damit sind Hilfsangebote geschaffen worden, die ansetzen, bevor Männer zu Gewalttätern werden.
  • Das Angebot an gendersensibler Buben- und Burschenarbeit wird in ganz Österreich massiv ausgeweitet. In Workshops werden den Kindern und Jugendlichen soziale Kompetenzen abseits von Rollenklischees vermittelt, und es werden Wege zur gewaltfreien Konfliktlösung aufgezeigt, hin zu einer modernen Männlichkeit. Seit 2022 konnten über 40.000 Jugendliche erreicht werden.

Kampagne „#sagwas - Mann spricht‘s an“ 

Die Kampagne „#sagwas - Mann spricht's an” läuft in jährlichen Wellen bereits seit 2021. Sie wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. „#sagwas - Mann spricht’s an” soll vor allem Männer ermutigen einzuschreiten, wenn sie Zeugen von Gewalt an Frauen werden. Sie adressiert daher direkt die Verantwortung von Männern - und zwar nicht als Täter, sondern als jene, die einschreiten können, wenn sie Übergriffe mitbekommen. 

In diesem Jahr wurde die gesamte Bevölkerung bei Straßenumfragen eingeladen, Teil der Kampagne zu werden. Zu den prominenten Unterstützern in diesem Jahr zählen Moderator Philipp Hansa, Fußballer Andreas Herzog, Schauspieler Gregor Seberg oder der Influencer Max Weißenböck. Die Kampagne ist auf Social Media, Plakaten, Kinospots und Freecards zu sehen. 

Gemeinsames Projekt des Sozialministeriums und der Stadt Linz: StoP – Stadteile ohne Partnergewalt

StoP verbindet bestehende Opferschutzarbeit mit Gemeinwesenarbeit und setzt dort an, wo Gewalt stattfindet: in den Stadtteilen, in der Nachbarschaft, in den Siedlungen und Häusern. Dementsprechend wendet sich StoP auch explizit und direkt an die Zivilgesellschaft, bindet diese aktiv ein und vermittelt, was jede*r Einzelne beitragen kann. 

In Linz wurde Projekt 2021 in Urfahr gestartet und mittlerweile auf das Franckviertel erweitert. In diesen Tagen eröffnet StoP Linz ein Büro in der Harruckerstraße 15. Das Projekt wird vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser getragen und vom Frauenhaus Linz umgesetzt. Zusätzlich zur Finanzierung aus dem Sozialministerium unterstützt die Stadt Linz den Auf- und Ausbau des Projekts in Linz von Beginn an. 

Aktuelle Projekte und Kampagnen gegen Sexismus und Gewalt des Linzer Frauenressorts

  • LUISA IST DA!
    „LUISA IST DA!“ ist eine wichtige Kampagne gegen sexuelle Belästigung und Gewalt gegen Mädchen und Frauen im Nachtleben. Ziel ist, dass sich Mädchen und Frauen bei sexueller Belästigung nicht lange erklären müssen, sondern ihnen unmittelbar und diskret Hilfe angeboten wird. Die Stadt Linz geht dabei mit gutem Beispiel voran und schult in der Pilotphase die Portier*innen und Mitarbeiter*innen der Linzer Rat- und Volkshäuser zu LUISA-Beauftragten. Im Herbst 2024 wurde das Projekt auch auf die Gastronomie und auf Veranstaltungsstätten ausgerollt.
     
  • Kampagne gegen Sexismus mit Cartoons von Stefanie Sargnagel 
    Sexismus umfasst sexuelle Belästigung und beinhaltet Vorurteile, Stereotypen und Ungleichbehandlung, die aufgrund des Geschlechts einer Person stattfinden. Sexismus kann in verschiedenen Bereichen auftreten, wie zum Beispiel in der Arbeitswelt, in sozialen Interaktionen, im Privaten oder in den Medien.

    Das Frauenbüro der Stadt Linz setzte bereits seit 2023 gemeinsam mit Cartoonistin und Schriftstellerin Stefanie Sargnagel mit einer Kampagne gegen Sexismus ein klares Zeichen: Sexismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz! Hierfür hat Stefanie Sargnagel vier Cartoons entwickelt, die zum Nachdenken und Hinterfragen tradierter Rollenzuschreibungen anregen und tödliche Missstände wie Femizide in unserer Gesellschaft anprangern. In Form von Plakaten und Postkarten wurden die Sujets gedruckt und wurden breitflächig in der Stadt Linz verteilt. Diese Produkte können kostenlos im Onlineshop der Stadt Linz bestellt werden. Die Kampagne thematisiert bewusst provokant Sexismus und Diskriminierung und weist gekonnt auf diese Missstände hin. www.linz.at/sargnagelcartoons 

Workshops und Aktionstage des Frauenbüros für städtische Schulen und Kindergärten:

  • Wenn sich alles verändert / Freundschaft, Liebe und Sexualität / Mein kunterbuntes Bauchgefühl
    Sexuelle Gewalt ist noch immer ein Tabuthema und vor allem in der Präventionsarbeit bei Kindern im Volksschulalter gibt es noch großen Aufholbedarf. Der Verein PIA bietet im Bereich der Präventionsarbeit Workshops für unterschiedliche Altersgruppen an. Diese geben Fragen und Mythen zum Thema Sexualität Raum. Kinder brauchen kompetente Begleiter*innen, um ihr Wissen über den eigenen Körper und seine Funktionen zu erweitern. Auch geht es darum, sich mit den eigenen Bedürfnissen und Grenzen aber auch Fragen zum Thema „Nein sagen“ sowie guten oder schlechten Geheimnissen auseinander zu setzen. Im Kalenderjahr 2024 fanden 38 dieser Workshops statt mit insgesamt 759 Teilnehmenden.
     
  • Entzauberung 4.0 (Bodyshaming)
    Auch bei der Präventionsarbeit mit Jugendlichen besteht noch großer Aufholbedarf. Die altersgerechte Auseinandersetzung in den Mittelschulen (1. und 2. Schulstufe) mit Themen „erste Liebe“ und „Rollen-Bilder“ soll die Teilnehmerinnen stärken, sie mit relevanten Informationen versorgen und in letzter Konsequenz einen wichtigen Beitrag zur Prävention von sexuellem Missbrauch beziehungsweise von sexueller Gewalt leisten. 34 Workshops mit insgesamt 628 Teilnehmenden wurden 2023 abgehalten.
     
  • Mit Uns Nicht!
    In den vergangenen Jahren häuften sich Berichte über K.O.-Tropfen, deren Einsatz eine große und reale Gefahr darstellen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, insbesondere junge Frauen über deren Einsatz und Wirkung aufzuklären sowie in eine Auseinandersetzung über Übergriffe und die Wahrung der eigenen Grenzen zu treten. In einem geschützten Rahmen werden die Mädchen über unterschiedliche Formen von Gewalt, im Speziellen über sexuelle Gewalt im Zusammenhang mit K.O.-Tropfen, aufgeklärt. Gemeinsam wurden 2023 in 10 Workshops mit insgesamt 137 Teilnehmenden verschiedene Handlungsmöglichkeiten erarbeitet.
     
  • Gewaltpräventionsworkshops in Linzer Sonderschulen
    Weltweit ist Gewalt an Frauen die häufigste Menschenrechtsverletzung. Mädchen mit geistiger, psychischer und körperlicher Beeinträchtigung bzw. Behinderung sind davon überproportional betroffen.

    Der Workshop informiert Mädchen zum Thema Liebe, Erotik, Sexualität, Partnerschaft, Freundschaft, und vieles mehr. Es erfolgt eine Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und eigenen Grenzen. Auch geht es in der Einheit darum, die Grenzen von Mitmenschen zu verstehen und respektieren zu lernen. Die Beschäftigung mit den eigenen Gefühlen und Grenzen von sich und anderen führt zu einem besseren Verstehen dieser und ermöglicht es, diese zu wahren. Die Workshops werden vom Verein senia durchgeführt und können seit 2022 von den Sonderschulen abgerufen werden.
     
  • Geschlechtersensibles Puppentheater Josefine
    Im Kindesalter „erlernte“, tradierte Rollenbilder werden unbewusst übernommen und prägen das Verhalten bis in das späte Erwachsenenalter – oft lebenslang. Das 2017 in Kooperation mit dem Kinderkulturzentrum Kuddelmuddel entstandene, gendersensible Puppentheater „Josefine“ ist eine Geschichte gegen das „sich klein machen“ und will diese einengenden Rollenmuster aufweichen sowie insbesondere das Selbstbewusstsein von Mädchen stärken.
     
  • Mädchen-Rugby-Aktionstag 
    Das Frauenbüro der Stadt Linz möchte bewusst einen Beitrag zur Überwindung stereotyper Rollenbilder leisten und besonders im sportlichen Bereich diesbezüglich Akzente setzen. Gemeinsam mit dem Rugby Club Linz wird ein Mädchen-Rugby-Aktionstag veranstaltet, um den Teilnehmerinnen weitere alternative Freizeitangebote aufzuzeigen.
     
  • Mädchen-Fußball-Aktionstag 
    Hier setzt sich das Frauenbüro für die Überwindung einengender stereotyper Rollenbilder ein, die bewusst und unbewusst in beinahe allen Lebensbereichen, so unter anderem auch im Sport, wirken. Trotz sportlicher Erfolge fristet der Frauenfußball in Österreich nach wie vor ein Schattendasein. Auf Initiative von Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger wird gemeinsam mit dem Mädchen- und Frauenfußballverein Union Kleinmünchen ein Mädchen-Fußball-Aktionstag veranstaltet, um den Teilnehmerinnen alternative Freizeitangebote aufzuzeigen.
     
  • Selbstverteidigungskurse
    Das Frauenbüro der Stadt Linz bietet seit 2013 Selbstverteidigungskurse exklusiv für Frauen und Mädchen an, die von Frauen geleitet werden. 2024 wird es im Rahmen 16 Tage gegen Gewalt gegen Frauen einen kostenfreien Selbstverteidigungskurs geben.
     
  • Präventive Rechtsberatung
    Seit 2012 beauftragt das Frauenbüro Linz das autonome Frauenzentrum (aFZ) mit der Durchführung von präventiven Rechtsberatungen für Frauen, in der Rechtsfragen zu Beziehung, Familie und Partnerschaft behandelt werden. Und genau hier setzt das kostenlose Beratungsangebot für Frauen an. Nicht erst im Krisenfall, sondern bereits vor der Familiengründung beraten speziell ausgebildete Juristinnen des autonomen Frauenzentrums über Rechte und Ansprüche in der Partnerschaft bzw. nach einer etwaigen Trennung, sowie über allgemeine Fragen der finanziellen Absicherung. Das Angebot ist für Linzerinnen kostenlos.
    Das aFZ informiert und berät Frauen darüber hinaus bei rechtlichen Fragen, sozialen Krisen und Lebensproblemen sowie in Fällen von sexualisierter, physischer und psychischer, ökonomischer und struktureller Gewalt.
     
  • Sticker Frauenhelpline
    Die Frauenhelpline bietet Hilfe für gewaltbetroffene Frauen, und zwar anonym, kostenlos und rund um die Uhr. Die Sticker sind aus elektrostatischem Material (ohne Klebstoff) und können somit rückstandslos entfernt werden. Seit 2023 sind diese Sticker neben Deutsch in 10 weiteren Sprachen verfügbar. Eine kostenlose Bestellung der Sticker ist jederzeit unter frauenbuero@mag.linz.at möglich.

  • Frauenhelpline auf Kassenbons der Stadt Linz
    Seit Mai 2022 findet sich auf den Rechnungen der Stadt Linz folgender Hinweis auf die Frauenhelpline: FRAUENHELPLINE GEGEN GEWALT 0800 222555

(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Sozialminister Johannes Rauch und Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger zum Thema Gewalt gegen Frauen: Männer müssen Verantwortung übernehmen)
 

Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert.

Die Veröffentlichung der Bilder ist für Medien honorarfrei, jedoch nur mit Fotonachweis. Falls nicht anders angegeben ist anzuführen: "Foto: Stadt Linz". Bei gewerblicher Nutzung bitten wir um Kontaktaufnahme.

Chatbot ELLI

ELLI, der Chatbot der Stadt!

ELLI ist digital, hilfsbereit und immer zur Stelle, wenn Antworten auf Fragen benötigt werden.

Mehr Infos