Unfallbilanz für Linz 2017 – 2024 Insgesamt sechs Prozent weniger verunglückte Personen
- 20 Prozent weniger Unfälle mit Fußgänger*innen
- Aber mehr Unfälle mit Radfahrer*innen
Das Mobilitätsressort der Stadt Linz und im Speziellen die Verkehrsplanung, zuständig für Verkehrssicherheit in der Stadt, setzen vielfältige Akzente, um das Gefahrenpotenzial auf Straßen und Wegen so weit wie möglich zu minimieren. Neue Ampelanlagen, Zebrastreifen sowie zahlreiche Schulwegsicherungsmaßnahmen erhöhen dabei die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer*innen.
Dass die Verkehrssicherheit in Linz zugenommen hat, zeigt das Sinken der Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Seit 2017 ist laut einer Analyse des EPIGUS-Instituts für ganzheitliche Unfall- und Sicherheitsforschung unter der Leitung von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Ernst Pfleger in Linz ein Rückgang von 1.125 auf 1.062 verunglückten Personen (minus 6 Prozent) zu verzeichnen. Die Unfälle mit Fußgänger*innen haben sich um mehr als 20 Prozent verringert.
Der Rückgang der Unfallzahlen konnte trotz gestiegener Kfz-Zahlen erreicht werden. Seit 2017 ist der Kfz-Bestand in Linz immerhin um fünf Prozent von 126.500 Fahrzeugen auf 132.600 gewachsen.
„Die Verkehrssicherheit in Linz ist auf einem sehr hohen Niveau. Dennoch ist jeder Unfall einer zu viel. Die Stadt Linz ist daher laufend bestrebt, neue Möglichkeiten zur Sicherung der Straßen und Wege zu finden. Der Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen, nämlich der Kinder und der älteren Menschen, muss unser besonderes Augenmerk gelten“, betont Mobilitätsreferent Vizebürgermeister Mag. Martin Hajart.
„Die Schlüssel für eine weitere Senkung der Unfallzahlen liegen in der von mir initiierten Fahrradstrategie und im ebenfalls vom Mobilitätsressort initiierten Masterplan Gehen, mit denen der Verkehr in Linz noch sicherer gemacht werden soll. Ein spezieller Schwerpunkt dabei ist die weitere Senkung der Unfälle, an denen Fußgänger*innen und Radfahrer*innen beteiligt sind“, informiert der Linzer Mobilitätsreferent über die Prioritäten der Stadt Linz. „Spezielle Programme, wie die vom Mobilitätsressort initiierte Ausarbeitung von Schulwegplänen und die Blickpunkt-Brillenaktion, die Kinder besser auf das Verkehrsgeschehen vorbereiten soll, ergänzen die bereits gesetzten und noch zu setzenden Maßnahmen“, so Hajart.
Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Personen im Linzer Ortsgebiet: Minus sechs Prozent
Jahr | Verunglückte | Schwerverletzte | Leichtverletzte | Tote |
2017 | 1.125 | 118 | 1.005 | 2 |
2018 | 1.151 | 131 | 1.012 | 8 |
2019 | 1.088 | 141 | 945 | 2 |
2020 | 883 | 103 | 776 | 4 |
2021 | 892 | 93 | 792 | 7 |
2022 | 1.090 | 112 | 973 | 5 |
2023 | 1.062 | 114 | 947 | 1 |
Rückgang seit 2017 | - 5,6 % | - 3,4% | - 5,8 % |
Die laufenden Maßnahmen zur Unfallvermeidung im Straßenverkehr in Linz greifen. Seit 2017 sind die Verkehrsunfallzahlen in der oberösterreichischen Landeshauptstadt um sechs Prozent von 1.125 auf 1.061 betroffene Personen zurückgegangen. Die Rückgänge beziehen sich ebenso auf die schwer verletzten als auch die leichtverletzten Personen, die in Unfälle verwickelt waren.
Eine deutliche Delle nach unten weisen die Unfallzahlen in den Corona-Jahren 2020 um 2021 auf, in denen die staatlichen Lockdowns deutlich zur Verringerung des Verkehrsaufkommens und damit auch zur Senkung der Unfallzahlen auf den Straßen beigetragen haben.
Kfz-Bestand um 5 Prozent gewachsen
Im Vergleichszeitraum 2017 bis 2023 ist der Kfz-Bestand in Linz um zirka 5 Prozent von 126.507 Fahrzeugen auf 132.602 gewachsen.
Dieser Zuwachs ist Ausdruck eines gestiegenen Lebensstandards – statt maximal einem Fahrzeug pro Familie in früheren Jahren sind es jetzt zwei oder mehr – und gestiegener Mobilitätsbedürfnisse.
Unfälle mit Fußgänger*innen im Sinken:
Signifikant, um mehr als 20 Prozent, ging die Zahl der an Unfällen beteiligten Fußgänger*innen zurück. 2017 waren es noch 202, 2023 „nur“ mehr 161. Sowohl bei den beteiligten Kindern (Rückgang von 30 auf 17) als auch bei den Senior*innen (Rückgang von 46 auf 39) waren sinkende Tendenzen zu beobachten.
„Die Rückgänge bei den Kindern und Senior*innen sind jedoch kein Grund, sich auf erreichten Lorbeeren auszuruhen, sondern sollten vielmehr ein Ansporn sein, die Unfallzahlen für diese Altersgruppen weiter zu senken. Ich denke hierbei vor allem auch an Maßnahmen, die zum Beispiel Kinder und Senioren in der Dämmerung besser sichtbar machen (Verteilung von Leuchtstreifen), als auch an die Reduzierung der Geschwindigkeit des motorisierten Individualverkehrs speziell im Bereich von Schulen. Generell hilfreich ist auch die Ausweitung von Tempo 30, dort wo es möglich und sinnvoll ist“, führt Hajart einige Lösungsansätze für die Mobilitätspolitik der Stadt Linz in den kommenden Jahren an.
Blickpunkt-Brillenaktion (u.a. mit den Kindern der Schule im Franckviertel)
Eine Blickpunkt-Brille ermöglicht es, beim Queren einer Straße zu untersuchen, wo genau die Person, in dem Fall die Kinder hinsehen, wenn sie eine Straße queren wollen. Bei Kindern spielt oft auch der Größenunterschied eine Rolle. Wichtige Sichtbeziehungen können für Kinder verdeckt sein, die für erwachsene Personen keine Sichteinschränkung darstellen.
Konträr zum Ergebnis bei den Fußgänger*innen, weisen die Unfallzahlen bei den Radfahrer*innen nach oben: gab es im Jahr 2017 206 Unfälle mit beteiligten Radfahrer*innen, waren es 2023 346 Unfälle. Dies bedeutet zwar einen geringen Rückgang gegenüber 2022 (352 Unfälle). Sowohl bei den verunglückten Kindern (von 16 auf 33) als auch bei den Senior*innen (von 26 auf 56), die mit Fahrrädern unterwegs waren, sind Anstiege bei den Unfallzahlen zu verzeichnen.
„Auch wenn die steigenden Unfallzahlen mit Fahrrädern mit dem Anstieg des Fahrradanteils am Gesamtverkehrsaufkommen korrelieren (Plus des Fahrradanteils von sieben auf 11 Prozent im Vergleich der Verkehrszählungen 2012 und 2022), leiten sich daraus spezielle Handlungsempfehlungen für die Stadt ab: zum einen gilt es durch den Ausbau und die Absicherung des Radwegenetzes im Rahmen unserer Strategie L_nz FAHR_RAD und zum anderen auch im Rahmen von speziellen Programmen für Kinder und Senior*innen die Verkehrssicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer in Linz zu verbessern“, sagt Hajart.
Die insgesamt positive Entwicklung bei den Unfallzahlen ist vor allem auch dem kontinuierlichen Ausbau von Verkehrseinrichtungen zuzuschreiben. Die Stadt Linz möchte an die erreichten Erfolge anknüpfen und den hohen Standard in der Verkehrssicherheit festigen und anheben. Eine Schlüsselfunktion kommt dabei neben dem Ausbau der „Hardware“ - also der Optimierung der Verkehrsinfrastruktur – den bewusstseinsbildenden Maßnahmen zu.
Zusätzliche Ampelanlagen, bessere Beleuchtung
Neben modifizierten Ampelanlagen mit dem neuesten Stand der Technik, die zum Beispiel auf Bewegungsannäherung von Fußgänger*innen reagieren, möchte Linz Rad- und Fußwege vor allem durch eine verbesserte Beleuchtung objektiv sicherer machen. 2024 ist dafür ein entscheidendes Jahr. 1.450.000 Euro sind dafür vorgesehen, das sind mehr als dreimal so viele Mittel wie noch im Jahr 2023. Diese Ausgaben lohnen sich auch in Hinblick auf Energieersparnis durch modernste LED-Beleuchtungstechnik sowie zur Verbesserung des subjektiven Sicherheitsempfindens.
Weiters zählen ausreichende Grünphasen an den Ampeln, Gehsteigabsenkungen, Mittelinseln als Querungshilfen und die benutzerfreundliche Gestaltung von Haltestellen zu den laufend durchgeführten und geplanten Verbesserungsmaßnahmen im gesamten Stadtgebiet. Ebenso gehört, wo dies baulich möglich und sinnvoll ist, die Verringerung von Querungslängen für Fußgänger*innen bei stark frequentierten Kreuzungen zu den aktuellen und künftigen Zielen.
Zusätzliche Schutzwege
Nahe einer Schule wurde vor kurzem ein neuer Schutzweg an der Kreuzung Markartstraße/Grillparzerstraße umgesetzt. Demnächst wird in Urfahr ein weiterer Schutzweg an der Kreuzung Knabenseminarstraße/Petrinumstraße umgesetzt.
Eine weitere Maßnahme zur Verbesserung der Sicherheit für Fußgänger*innen ist die Einfärbung von Schutzwegen mit einem roten Rahmen. Der verbesserte Kontrast und die auffällige Farbe am Boden tragen zur besseren Erkennbarkeit für die Verkehrsteilnehmer*innen bei. Der Schutzweg ist dadurch schon aus weiterer Entfernung sichtbar. Immer mehr städtische Schutzwege, speziell bei Schulwegen, werden so sicherer gemacht. Derzeit gibt es rund 20 dieser bunten „Zebrastreifen“. Rot-weiße Schutzwege findet man beispielsweise an der Kreuzung Schillerstraße/Südtirolerstraße in unmittelbarer Nähe einer Volksschule oder der Khevenhüllerstraße.
Verkehrserziehung und 160 Schülerlots*innen
Zu den weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit am Schulweg zählen auch die Verkehrserziehung an den Schulen und die Aquirierung von Schülerlots*innen. So stehen in Linz bei Schulbeginn regelmäßig rund 160 Schülerlots*innen im Einsatz. Diese werden in erster Linie freiwillig von Hauptschüler*innen gestellt, es gibt auch zusätzlich Zivildiener als Schülerlotsen sowie Standorte, an denen sich die Eltern und Großeltern beim Schülerlots*inneneinsatz engagieren. Die Polizei unterstützt diese Maßnahmen darüber hinaus mit eigenem Personal.
Erstellung von Schulwegplänen
Gefahrenstellen zu kennen, ist das Um und Auf eines sicheren Schulweges. Das Mobilitätsressort der Stadt Linz initiiert deshalb die Umsetzung von Schulwegplänen für die 40 öffentlichen und sechs privaten Volksschulen. Nach einer ersten Etappe zur Erstellung von Plänen für die sichersten Wege zu sechs Linzer Schulstandorten beschloss der Linzer Stadtsenat in seiner Sitzung vom 19. August 2024, weitere sechs Volksschulen in diese Aktion einzubeziehen. In den kommenden Jahren sollen sukzessive alle 40 infrage kommenden Standorte abgedeckt werden.
In Kooperation mit Expert*innen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) sowie der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt AUVA wird die Umgebung der Volksschulen genau unter die Lupe genommen, es werden Gefahrenstellen identifiziert und kartographiert. Die Schulwegpläne sind daraufhin auf der Website schulwegplan.at abrufbar und bilden sowohl für die Kinder selbst aber auch für Eltern und Lehrpersonal eine jährlich aktualisierte Grundlage, um die besten Wege aber auch mögliche Gefahrenstellen im Umkreis der Schule zu kennen. Dafür werden kritische Punkte bewertet und auch konkrete Handlungsempfehlungen vermittelt. Im Vorfeld dieser Maßnahmen bzw. zur Bedarfsermittlung wurden bzw. werden Unfallanalysen im Umfeld der Schulen durchgeführt.
Unfallanalysen im Umfeld der Schulen
Unfallhäufungsschwerpunkte werden seitens der Stadt jedes Jahr genau untersucht und Anpassungen zu mehr Sicherheit umgesetzt. Dazu sind Gemeinden verpflichtet. Zusätzlich zu den Schulwegplänen wurden von einem Verkehrssicherheitsbüro nun nochmals alle Unfälle mit Fußgänger*innen und Radfahrer*innen in der Nähe aller Volksschulen von Linz unter die Lupe genommen. Drei der ausgewählten Schulen, bei denen mehrere Unfälle in den letzten Jahren passiert sind, aber noch nicht als Unfallhäufungsstelle zählen, werden Umgestaltungsmaßnahmen erarbeitet, die die Verkehrssicherheit im volksschulnahen Umfeld verbessert.
Radfahrperfektionsprüfungen
Bei der Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrer*innen liegt der Schwerpunkt neben Verbesserungen der Radinfrastruktur, beispielsweise durch die bauliche Trennung von Geh- und Radwegen (z.B. Lederergasse), im Speziellen auch auf Trainingsprogrammen für Jugendliche. Dadurch soll ihnen der Einstieg in die „Radwelten“ der Stadt Linz erleichtert und ihnen – ganz im Sinne des Wortes – „von Kindesbeinen an“ ein entsprechendes sicheres Verhalten mit auf den künftigen Lebensweg gegeben werden.
Ein wichtiger Punkt dabei sind die regelmäßigen Radfahrperfektionsprüfungen, die jährlich von bis zu 1.500 Schülerinnen und Schülern erfolgreich absolviert werden.
(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Mobilitätsreferent Vizebürgermeister Mag. Martin Hajart und Univ. Prof. Dipl. Ing. Dr. Ernst Pfleger vom EPIGUS-Institut für ganzheitliche Unfall- und Sicherheitsforschung)