Investitionen in den Ausbau des ÖV in Linz Bilanz 2013 bis 2023: 260 Millionen-Investment für nachhaltige Mobilität
- Gemeinsame Kraftanstrengung: Mehr als eine Milliarde für die kommenden 10 Jahre auf Schiene
Eines der obersten Ziele der Stadt Linz ist die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) durch attraktive Alternativen im Öffentlichen Verkehr (ÖV). Diese Bestrebungen waren in der Vergangenheit von Erfolg gekrönt und sind ein Ansporn für die Zukunft: laut den Ergebnissen der aktuellsten Verkehrszählung des Landes Oberösterreich zeigt sich in Linz in den letzten zehn Jahren eine Abnahme der Anteile der Wege mit dem MIV von 49 Prozent auf 42 Prozent.
Die Anteile der Wege mit dem ÖV bleiben zwar mit 21 Prozent annähernd gleich, bedeuten jedoch bezogen auf die Zahl der Wege, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden, im österreichischen Städtevergleich eine Spitzenposition.
Die detaillierte Analyse der Zielwege nach Linz zeigt zudem, dass die Zahl der Wege in die Landeshauptstadt von 196.000 um 5.800 Wege bzw. 2,9 Prozent auf 202.000 gestiegen ist. Eine Zahl, die unter Bedachtnahme auf die zu erwartenden demografischen Entwicklungen und die Bevölkerungsentwicklung im Zentralraum in den kommenden Jahren progressiv zunehmen wird.
Dass sich Linz auf einem guten Weg befindet, die Schere zwischen dem motorisierten Individualverkehr und dem ÖV nicht weiter aufzuklaffen, zeigen laut der OÖ. Verkehrserhebung die Zuwächse bei den ÖV-Zielwegen der Bahn im Zentralraum inkl. Kombination mit anderen Verkehrsmitteln um 20 Prozent und die Zunahme der Zielwege mit Regionalbussen inkl. Kombination um 19 Prozent. Die Zahl der Bahnfahrten hat ebenfalls um 35 Prozent stark zugenommen.
Um das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen, müssen noch mehr Menschen den öffentlichen Verkehr nutzen als bisher. Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs muss weiter sinken und der Anteil des öffentlichen Verkehrs weiter steigen.
Die Verkehrserhebung zeigt zudem deutlich, dass Linz eine noch immer sehr autolastige Pendlerstadt ist.
„Vor allem dahingehend wird die geplante Regionalstadtbahn viel bewirken können, während im innerstädtischen Verkehr die Straßenbahn durch die neue O-Bus-Achse in Nord-Süd-Richtung eine leistungsfähige Ergänzung erfährt. Die Zeichen für wirksame Veränderungen stehen also gut“, betont Bürgermeister Klaus Luger.
Das mit dem Land Oberösterreich geschnürte und vom Bund mit einer §15a- Vereinbarung geförderte umfangreiche Investitionspaket für die Regionalstadtbahn und die O-Bus-Achse gibt der Stadt Linz eine große Chance, auch im Öffentlichen Verkehr wieder markante Steigerungsraten zu erzielen. Einen Wermutstropfen bei den Bemühungen der Stadt, den ÖV zu intensivieren, stellen die Verzögerungen beim vierspurigen Ausbau der Westbahn dar, die bis dato Schlüsselinvestitionen für den Umstieg auf den ÖV gebremst haben. So lässt zum Beispiel der geplante Umsteigeknoten Ebelsberg noch immer auf sich warten. Umso wichtiger ist es, die Erreichbarkeit des Linzer Südens bis dahin mit Bussen zu verbessern. Die enormen Investitionen der kommenden zehn Jahre sollten jedenfalls eine entsprechende Verbesserung herbeiführen können. Inklusive der „regulären“ Investitionskosten von Stadt und Linz AG werden zusammen mit Land und Bund mehr als eine Milliarde Euro für Regionalstadtbahn und O-Bus-Achse im Großraum Linz investiert.
Ein großer Schritt dahin war die Unterzeichnung der entsprechenden 15a-Vereinbarung am 23. Mai 2024 zur Mitfinanzierung des von Stadt und Land ausgehandelten Nahverkehrspakets durch den Bund.
260 Millionen Euro Investitionen in den ÖV seit 2013
Linz hat bereits in den vergangenen Jahren beträchtlich in den Ausbau und die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs investiert. So wurden im Zeitraum 2013 bis 2023 dafür Mittel in Höhe von knapp 260 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Dieser Betrag setzt sich aus den Investitionen der Linz AG bzw. der Linz Linien in Höhe von knapp 100 Millionen Euro, weiters aus Ausgaben für die Finanzierung von Nahverkehrsprojekten im Rahmen der Nahverkehrsdrehscheibe Hauptbahnhof in Höhe von 43,5 Millionen Euro sowie für Haltestelleneinrichtungen in Höhe von 1,8 Millionen Euro, aus Investitionen bzw. Zuschüssen für den oberösterreichischen Verkehrsverbund in Höhe von 13,9 Millionen Euro sowie Ausgaben bzw. Zuschüssen für Fahrkarten (Dauerkarten, Umwelt- und Semesterticket) in Höhe von 41,2 Millionen Euro zusammen.
Fast 50 Millionen Euro für ÖV-bezogene Straßenbauten
Im Betrachtungszeitraum 2013 bis 2023 wurden zusätzlich rund 5,1 Millionen Euro für ca. 120 verschiedene Straßenbaumaßnahmen zur Förderung des ÖV (Busspuren, Straßensanierungen bei Busstrecken etc.) investiert.
Dazu kommen 92,5 Millionen Euro für die Neue Eisenbahnbrücke Linz (Gesamtkosten inkl. Ingenieurleistungen, Indexierungen und Anschlussbauwerke), bei der nach Abzug der Geh- und Radwege ca. die Hälfte des Tragwerkes für den ÖV zur Verfügung steht.
Die Ausgaben für die Errichtung der entsprechenden Beleuchtung für die ÖV-bezogenen Straßenausbauten sind in diesem Betrag nicht inkludiert
Investitionen in die Attraktivierung des ÖV 2013 bis 2023 | |
Linz AG | 104,8 Mio. € |
Nahverkehrsdrehscheibe | 46,5 Mio. € |
Haltestelleneinrichtungen | 1,8 Mio. € |
OÖVV | 13,9 Mio. € |
Dauerkarten, Umwelt- und Semesterticket | 41,2 Mio. € |
ÖV-bezogene Straßenbauten | 51,3 Mio. € |
Summe | 259,5 Mio. € |
Vorschau bis 2025: 70 Millionen Euro-Investment bereits fix
Entsprechend den Vorschauwerten der Stadt Linz werden in den Jahren 2024 und 2025 weitere 49,5 Millionen Euro an Zahlungen und Investitionen zur Attraktivierung des ÖV bereitgestellt. Darin sind die O-Busachse und die Regionalstadtbahn Linz mit heuer 5,3 Millionen Euro und 22 Millionen Euro im kommenden Jahr bereits enthalten.
Hinzu kommen Investitionen der Linz AG in Höhe von 20 Millionen Euro für Fuhrpark, Gleisanlagen, Haltestelleneinrichtungen, Betriebsinfrastrukturen etc.
In Summe sind das bis 2025 somit knapp 70 Millionen Euro.
Linz schneidet beim ÖV-Anteil sehr gut ab
Beim Modal Split in den Landeshauptstädten nimmt Linz, wie nachstehende Grafik zeigt, beim ÖV-Anteil nach Wien den zweiten Platz ein. Das bedeutet, dass die Linzer*innen auf Straßenbahnen und Busse für Fahrten im Nahgebiet setzen. Wien kann allerdings aufgrund des Betriebs der U-Bahnen und des daher atypischen ÖV-Anteils nur beschränkt zu Vergleichszwecken herangezogen werden. Auch beim Anteil der Wege zu Fuß schneidet Linz sehr gut ab und liegt vor vergleichbaren Städten wie Graz und Salzburg.
Wie die zweite Grafik zeigt, liegt Linz in Bezug auf die Qualität der ÖV-Erschließung im Vergleich der Landeshauptstädte an der Spitze. Die Beurteilung nach ÖV-Güteklassen lässt Aussagen über die Qualität des ÖV-Ausbaues in den Städten zu, etwa im Hinblick auf den fußläufigen Einzugsbereich von Haltestellen, etc.
Die sogenannten ÖV-Güteklassen, die die obenstehende Tabelle beschreibt, bieten wertvolle Aussagen über die ÖV-Erschließung in den einzelnen Städten. So enthält das ÖV-Güteklassensystem Informationen zu Haltestellenkategorien des öffentlichen Verkehrs und im Besonderen zur fußläufigen Erreichbarkeit dieser Haltestellen. Das Spektrum reicht von höchstrangiger ÖV-Erschließung (Güteklasse A) bis hin zur Basiserschließungsgüteklasse G. Die beste Erschließung in Österreichs Städten gibt es in Wien, gefolgt von Linz und Innsbruck. In Linz sind fast drei Viertel der Haltestellen gemäß diesem Güteklassensystem höchstrangig bzw. hochrangig erschlossen.
Mobilitätsangebote werden gut angenommen
Wie gut die Mobilitätsangebote in Linz angenommen werden, zeigen auch die Frequenzzahlen der Linz AG. Nach dem COVID-bedingten Einbruch in den Jahren 2020 bis 2022 steigen die Passagierzahlen wieder ständig an. Im Vorjahr waren es 99 Millionen Fahrgäste, die die Verkehrsmittel der Linz AG Linien benutzten. Das sind im Schnitt 270.000 Personen, die täglich mit Linzer Straßenbahnen und Bussen unterwegs sind. Die meistgenützten Linien sind die Straßenbahnen 1,2,3 und 4 mit rund 61 Millionen Fahrgästen.
Die Linz AG bedient aktuell ein Streckennetz mit einer Gesamtlänge von rund 206 km, auf insgesamt 34 Linien sind 62 Straßenbahnen, 88 Autobusse, 20 O-Busse, sieben Bergbahnen und 13 Stadtteillinienbusse im Einsatz. Die gesamte Autobus-Flotte wurde von Gasbussen auf moderne E-Hybridfahrzeuge umgerüstet.
Erst kürzlich gingen die neuen Stadtteillinien auf den Pöstlingberg und in die Lunzerstraße in Betrieb.
Fahrgastentwicklung 2013 bis 2023
Mehr als eine Milliarde Investment in den kommenden zehn Jahren
Linz macht also seine Hausaufgaben. Dies zeigt auch der Ausblick in die Zukunft: zusätzlich zu den jährlich 25 Millionen Euro Investitionskosten der Stadt und der Linz AG werden zusammen mit Land und Bund rund 860 Millionen Euro für Regionalstadtbahn und O-Bus-Achse im Großraum Linz investiert.
Für das kommende Jahrzehnt ergibt sich somit ein gesamtes Investitionsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro, die im Großraum Linz für den Ausbau des ÖV bereitgestellt werden.
Die Kosten für die Regionalstadtbahn betragen aus heutiger Sicht 667 Millionen Euro. Vom Land kommen 42,5 Prozent, die Stadt trägt 7,5 Prozent, maximal jedoch 50 Millionen Euro, bei, für den Rest wird eine Bundesbeteiligung erwartet.
Für die Umsetzung der neuen O-Bus-Linie 48, die von Karlhof über die Neue Donaubrücke und den Osten über den Bulgariplatz in die Neue Welt führt, erhalten die Linz Linien mehr als 190 Millionen Euro von der Stadt – 72,3 Millionen für Investitionen, 120,5 Millionen für den Betrieb. Die Busse sollen 2027 den Dienst aufnehmen, die Regionalstadtbahn fünf Jahre später. Das Nahverkehrspaket wurde kürzlich im Gemeinderat mit überwältigender Mehrheit beschlossen.
Aktuelle Herausforderungen
Aktuelle Herausforderungen für den ÖV in Linz und im Besonderen für die Linz Linien stellen die Erhöhung des Betriebsabganges durch Inflation und steigende Energiekosten dar. Bei vollinhaltlicher Aufrechterhaltung des bestehenden Angebots sind die Mehrkosten naturgemäß durch das Unternehmen bzw. die Stadt als Eigentümer zu tragen.
Um die Bevölkerung und besonders einkommensschwächere Menschen weniger zu belasten, liegen die Tarifanpassungen der Linz AG unter den Verbraucherpreisindexwerten, was naturgemäß die Einnahmen-Ausgaben-Schere im Besonderen bei den Linz AG Linien anwachsen lässt.
Die Finanzierbarkeit des laufenden Betriebes bildet mit der Rekrutierung von Personal aktuell die größte Herausforderung an die Stadt, da sie naturgemäß den Spielraum für weitere Investitionen einschränkt.
Auch vor dem Hintergrund der angestrebten Nachhaltigkeitsziele bis zum Jahr 2040 ist es daher notwendig, zusätzliche Mittel für den öffentlichen Personennahverkehr zur Verfügung zu stellen.
„Zusätzlich sollte über - im Vergleich zu schienengebundenen Verkehrsmitteln kostengünstigere - Alternativen im ÖV nachgedacht werden, insbesondere für Bereiche, wo oberirdische Lösungen aus Platzgründen nicht funktionieren und wo für unterirdische Lösungen die Mittel fehlen. Stadtseilbahnen beispielsweise erweisen sich andernorts als effiziente und nachhaltige öffentliche Verkehrsmittel“, verweist Bürgermeister Klaus Luger auf seine jüngsten Erfahrungen bei einem Städtebesuch in Toulouse.
(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Bürgermeister Klaus Luger und Vizebürgermeister Mag. Martin Hajart zum Thema „Investitionen in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs 2013 bis 2023 - Analyse und Ausblick in die Zukunft“)