Medienservice vom: 24.06.2024 |Fotos zur Meldung

Baustart für erstes LGBTIQA+ Kompetenzzentrum Österreichs Kooperative Anlaufstelle für Erstberatung und Information

Am 16. September öffnet mit dem LGBTIQA+ Kompetenzzentrum eine Anlaufstelle in der Weißenwolffstraße 17a. Das Projekt wird gemeinsam von der Stadt sowie den Vereinen Bily und COURAGE kooperativ betrieben und bietet LGBTIQA+ Personen, deren Partner*innen, Angehörigen und Freund*innen niederschwellige, situationsadäquate Unterstützung in Form von Erstberatungen und Informationen. 

Der Standort in der Weißenwolffstraße bietet sich an, da der Verein für Jugend-, Familien- und Sexualberatung Bily, sowie die Partner*innen-, Familien- und Sexualberatungsstelle COURAGE bereits in diesem Gebäude ihre Sitze haben. In dem neuen Zentrum sollen einerseits bestehende Angebote forciert und unter einer gemeinsamen Dachmarke kommuniziert werden, andererseits schrittweise zusätzliche Angebote und Leistungen hinzukommen.

 „Wir als LGBTIQA+ Ressort wissen aus zahlreichen Gesprächen mit Vertreter*innen der LGBTIQA+ Community sowie aus Umfragedaten der Stadtforschung, dass queere Menschen in Ihrem Alltagsleben oftmals von Gewalt und Diskriminierung betroffen sind. Das Kompetenzzentrum setzt genau hier an und bietet Unterstützungsleistungen ohne Termin an“, informiert LGBTIQA+ Referentin Vizebürgermeisterin Tina Blöchl.

Beratungsstellen und Stadt arbeiten zusammen

Die Initiative basiert auf dem im Jahr 2021 vom Linzer Gemeinderat verabschiedeten, 6-Säulen umfassenden, LGBTIQA+ Konzept, das unter anderem auch die Förderung von Vereinen sowie den Ausbau von spezifischen Beratungsangeboten thematisiert.

Im LGBTIQA+ Kompetenzzentrum, das am 16. September 2024 seine Arbeit aufnehmen soll, arbeitet die Stadt Linz eng mit den etablierten Beratungseinrichtungen Bily und COURAGE zusammen. Diese sind bereits jetzt im Gebäude in der Weißenwolffstraße 17a situiert.
In seiner Sitzung am 20. Juni genehmigte der Stadtsenat den Abschluss von Kooperationsvereinbarungen mit den Vereinen Bily und COURAGE. Heute erfolgt der Baustart, um die Räumlichkeiten im Erdgeschoß des Vereinshauses zu adaptieren. Das Kompetenzzentrum besteht aus einem Empfangsbereich, einem größeren, auch für Gruppen geeigneten Beratungsraum und einem zweiten separaten Beratungsraum. 

Ebenso wird eine eigene Website für eine einheitliche Außenkommunikation gestaltet. Eine laufende Koordination zwischen den Vereinen, städtischen Mitarbeiter*innen sowie externen Kooperationspartner*innen ist vorgesehen.

„Durch die Schaffung eines LGBTIQA+ Kompetenzzentrums zeigt die Stadt Linz ihr beherztes Engagement für eine offene Gesellschaft, in der gleich- und gegengeschlechtliche Lebensweisen sowie eine geschlechtliche Vielfalt einander ergänzen und bereichern. Ziel des LGBTIQA+ Kompetenzzentrums ist die gesundheitliche Versorgung und Chancengleichheit von queeren Menschen, ihren Familien und Angehörigen sowie ihren relevanten Umfeldern durch professionelle psychosoziale Erstberatungen, Kriseninterventionen und gezielten Informationen“, betont Mag. Johannes Wahala, Psychotherapeut/Sexualtherapeut und Leiter der Beratungsstellen COURAGE.

„Das LGBTIQA+ Kompetenzzentrum ist ein wichtiges Zeichen der Stadt für die Sichtbarkeit und Repräsentation der Community. Das kooperative Projekt ermöglicht ein intensives Networking und erweitert das Unterstützungsangebot für queere Menschen in Linz. Beides ist wichtig, um weitere Anliegen der LGBTIQA+ Community voranzubringen“, sagt Mag.a Paulina Wessela, Vorsitzende des Vereins Bily.

Ein Blick in den Eingangsbereich des neuen LGBTIQ+ Kompetenzzentrums.Ein Blick in den Eingangsbereich des neuen LGBTIQ+ Kompetenzzentrums.

Psychosoziale Erstberatung und Information

Das Kompetenzzentrum wird seine Leistungen unentgeltlich für LGBTIQA+ Personen aber auch für Angehörige und Freundeskreis anbieten. Dies kann etwa durch persönliche Beratung, Kontakt am Telefon oder auch via E-Mail erfolgen.

Das Angebot umfasst insgesamt drei Säulen:

  • Psychosoziale Erstberatung
    • insbesondere bei psychischer oder körperlicher Gewalterfahrung bzw. Bedrohung
    • bei Coming-Out und Transitionsprozessen
      Dies geschieht im Einzelfall durch die Abklärung der Ausgangssituation, durch die Bereitstellung von Informationen zu Anlaufstellen oder etwa Kassenleistungen bei medizinischen Schritten. Auch können Klient*innen an weiterführende Einrichtungen, beispielsweise Beratungsorganisationen, Krankenhäuser, Psychotherapeut*innen oder Selbsthilfegruppen, vermittelt werden.
  • Erstberatung von Angehörigen, Erziehungsberechtigten etc.
  • Bereitstellung von Informationsmaterialien und Literatur-Tipps

Gruppenabend als fixer Anlaufpunkt

Das LGBTIQA+ Kompetenzzentrum ist als Clearing- und Erstanlaufstelle konzipiert und bietet keine individuellen Therapien. Da jedoch das Angebot an Therapieplätzen sehr gering ist, sollen – sofern im Einzelfall erforderlich – Möglichkeiten zur Krisenintervention bestehen.

Um die Wartezeit auf benötigte Therapieplätze mit Angeboten von Expert*innen überbrücken zu können, ist in jeder zweiten Woche ein Gruppenabend geplant. Die Öffnungszeiten des Zentrums sind so gestaltet, dass auch Berufstätige und Schüler*innen niederschwellige Beratung nutzen können:

  • Montag, Mittwoch, Freitag von 16 bis 18 Uhr
  • Donnerstag von 17 bis 19 Uhr

Erstberatung und Information stehen im Fokus des Angebots.Erstberatung und Information stehen im Fokus des Angebots.

Umfragedaten: Acht von zehn begrüßen Ansprechstelle

Der Bedarf für ein LGBTIQA+ Kompetenzzentrum ist jedenfalls gegeben. Dies geht auch aus den Ergebnissen der im Jänner dieses Jahres präsentierten Online-Befragung der Linzer Stadtforschung hervor, für die 327 Mitglieder der Community befragt wurden: Acht von zehn der Umfrageteilnehmer*innen (79 Prozent) begrüßten die Einrichtung einer Ansprechstelle für LGBTIQA+ Anliegen.

Die Daten zeigen, dass ein sehr großer Teil der Befragten negative Erfahrungen gemacht hat: Fast 55 Prozent berichten, dass sie bereits einmal aufgrund ihrer Identität, sexuellen Orientierung, Geschlechtsmerkmale oder ihres Erscheinungsbildes lächerlich gemacht worden sind; ein Drittel sogar mehrfach. Jede*r Zweite wurde aus denselben Gründen bereits beschimpft, 43 Prozent fühlten sich im Vergleich zu anderen Personen schlechter behandelt. 

Im Berufs- oder Ausbildungsleben hat mehr als die Hälfte der Befragten unangebrachte oder obszöne Witze erlebt; gut ein Drittel wurde bereits einmal unfreiwillig von jemandem in der Arbeit, der Schule oder an der Universität geoutet.

Blöchl: „LGBTIQA+ Themen Raum geben“

75 Prozent der Befragten in der Umfrage gaben an, dass sie im Laufe ihrer Bildungslaufbahn kaum oder gar nicht mit LGBTIQA+ Themen konfrontiert waren. Zwar zeigt sich, dass jüngere Jahrgänge tendenziell häufiger in der Schule mit der Thematik konfrontiert wurden, dennoch gaben auch sieben von zehn der unter-30-jährigen Befragten an, dass LGBTIQA+ kein Thema in ihrem Unterricht gewesen sei.

„Linz soll eine Stadt sein, in der jeder Mensch frei von sozialer Ausgrenzung, Vorurteilen und Diskriminierung leben kann. Deshalb geben wir als Stadt Linz queeren Themen Raum, um Vorurteile abzubauen und Betroffene durch ein qualitativ hochwertiges Beratungsangebot zu unterstützen.“, resümiert LGBTIQA+ Referentin Vizebürgermeisterin Tina Blöchl.

(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit LGBTIQA+ Referentin Vizebürgermeisterin Tina Blöchl zum Thema „Baustart LGBTIQA+ Kompetenzzentrum")

Weitere Gesprächspartner*innen:
Patricia Kurz-Khattab, PMPH, LGBTIQA+ Beauftragte Stadt Linz
Mag.a Paulina Wessela, Vorsitzende Verein Bily
Mag.​​​​​​​ Johannes Wahala, Psychotherapeut/Sexualtherapeut, Leiter der Beratungsstelle COURAGE

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