Digitales Bauverfahren aktuell im Pilotbetrieb Vereinfachtes Verfahren von der Einreichung bis zur Fertigstellung
- Zusätzlich wird neues Informations- und Beratungskonzept etabliert
Im Rahmen des strategischen Programms „Digitales Linz“ arbeitet die Stadt Linz gemeinsam mit der Wirtschaft und der Forschung daran, die Digitalisierung voranzutreiben. Ein bedeutender Schritt in diesem Programm ist das „Digitale Bauverfahren“. Das Projekt befindet sich seit Anfang April im Pilotbetrieb, wo das Konzept anhand fünf echter Bauprojekte unterschiedlicher Ausprägung auf seine Praxistauglichkeit getestet wird. In Zukunft soll das Bauverfahren innerhalb des Magistrats komplett in einem digitalen Akt abgewickelt werden.
„Der neue Ansatz zur Digitalisierung des Bauverfahrens ermöglicht es, nicht nur Unterlagen online einzureichen, sondern das gesamte Verfahren von der Einreichung bis zur Fertigstellung digital zu bearbeiten. Dadurch können Zeit, Aufwand und Kosten sowohl für die Einreichenden als auch für die Stadt Linz gespart werden. Das Bauverfahren wird dadurch schneller, effizienter und transparenter“, betont Planungsstadtrat Dietmar Prammer.
„Von der Umsetzung des Digitalen Bauverfahrens werden alle Beteiligten profitieren. Momentan testen wir das Konzept im Probebetrieb auf Herz und Nieren. Digitale Prozesse werden in Zukunft auch der Standard im Bauwesen sein. In Linz sind wir hier gut aufgestellt und brauchen den Vergleich nicht scheuen – wir zählen sicher zu den Vorreiter-Städten. Für die Bürger*innen wird dies eine Vereinfachung des Verfahrens bedeuten, da nur mehr bei individuell ausgewählten Bauprojekten der Weg ins Rathaus notwendig sein wird“, sagt Magistratsdirektorin Mag.a Ulrike Huemer.
Mit dem strategischen Programm „Digitales Linz“ setzt die Stadt Linz in Kooperation mit Wirtschaft und Forschung wichtige Schritte in der Digitalisierung. Ein nächster Meilenstein in diesem Programm ist das Projekt „Digitales Bauverfahren“. Linz gehörte vor über 20 Jahren zu den ersten Städten in Österreich, die ein Bauservicecenter eingerichtet haben, das Kund*innen von der Antragstellung bis zur Baugenehmigung umfassend berät. Dieses Angebot soll jetzt erweitert werden. Ziel ist es, privaten Bauwerber*innen, Unternehmen und Wohnungsgesellschaften eine schnelle und einfache Erteilung von Baubewilligungen zu ermöglichen. Um die Bauverfahren zu entbürokratisieren, wird nun vermehrt auf eine digitale Abwicklung gesetzt. Wichtiges externes Know-how kommt dabei vom österreichischen Beratungsunternehmen milestone p.o.e. ag, das auch die Projektleitung innehat. Um weitgehend neue, digitale Prozesse sinnvoll zu gestalten, ist Expertise von außen durchaus als ein Erfolgsfaktor zu bezeichnen.
Jährlich gehen bei der Baubehörde des Magistrats Linz etwa 1.500 Baueinreichungen ein. Im Wesentlichen werden die Bauverfahren von den beiden Geschäftsbereichen Bau- und Bezirksverwaltung (BBV) sowie Planung, Technik und Umwelt (PTU) abgewickelt. Um das Baubewilligungsverfahren durch Digitalisierung zu verbessern, werden die Prozesse mit vielen Formalitäten an die Bedürfnisse der Kund*innen sowie an die Kapazitäten der Stadt Linz als Dienstleisterin, sprich der Baubehörde, angepasst.
Privatpersonen, Bauunternehmen, Architekturbüros oder Wohngesellschaften können in Zukunft ihre Unterlagen digital einreichen. Ein analoger Prozess wird als Übergangslösung beibehalten, doch der Magistrat Linz zielt darauf ab, das Bauverfahren komplett zu digitalisieren – von der Einreichung bis zur Fertigstellung.
Pilotprojekt ist bereits gestartet
Nach Abschluss der Konzeptionsphase ist nun Anfang April dieses Jahres das Pilotprojekt gestartet. Anhand von echten Bauprojekten wird das neue Konzept unter realen Bedingungen auf seine Praxistauglichkeit intensiv getestet. Dabei sollen neue Wege ausprobiert und Erfahrungswerte gesammelt werden, die es bisher noch nicht gibt. Jeder Arbeitsschritt muss neu durchdacht werden. Zusätzlich kommt neue Hard- und Software zum Einsatz. Mit den Erkenntnissen soll das Verfahren dann angepasst und optimiert werden.
Die Hardware-Ausstattung wurde für den Pilotbetrieb erheblich verbessert: Neben dem Austausch von Laptops und der Bereitstellung spezieller Verhandlungs-Laptops kommen auch doppelte 27-Zoll-Monitore und ein 85-Zoll-Whiteboard mit Touch-Funktion zum Einsatz, um das Bearbeiten von Plänen zu erleichtern.
Zentrales Werkzeug des Digitalen Bauverfahrens ist der ELAK (Elektronischer Akt). Damit das Bauverfahren mit seinen Daten und Verfügungen abgewickelt werden kann, wurden dort Anpassungen vorgenommen, damit geschäftsbereichsübergreifend gearbeitet werden kann. Neben dem ELAK spielt auch die Software A-Forms eine wichtige Rolle, insbesondere für die Einreichung von Anträgen.
Diese werden mittels smartem Online-Formular eingereicht und direkt über eine Schnittstelle in den ELAK übernommen. Darüber hinaus werden noch weitere Schnittstellen auf ihre Tauglichkeit geprüft, Grundbuch, Zentrales Melderegister oder WebGIS (Geografisches Informationssystem) sollen den Wechsel zwischen diversen Systemen hinfällig und die Arbeit effizienter machen. Auch die direkte Einbindung der Linz AG als Verfahrensbeteiligte in den ELAK steht auf dem Programm.
Wann der Pilotbetrieb in den Live-Betrieb übergeführt wird, hängt von den Erkenntnissen und eventuellen Verfahrensanpassungen ab. Kalkuliert wurde mit einer Testphase von einem Jahr.
Neues digitales Informations- und Beratungskonzept
Das neue Konzept sieht vor, dass die Einreichung von Bauvorhaben für Bürger*innen erleichtert und die Qualität der eingereichten Projekte verbessert wird. Dies soll zudem zu schnelleren und qualitativ besseren Verfahren führen, da so weniger Mängel und Nachforderungen auftreten. Umgesetzt wurde bisher schon die Möglichkeit, sich via Website Termine im Bauservice Center im Neuen Rathaus online zu reservieren. Diese Beratung ist im direkten Kontakt möglich, aber auch online via Videokonferenz.
- Bau Onlineservices als niederschwelligste („Beratungs“-Form) – damit werden alle Online-Services erfasst. Diese Services bedienen das grundsätzliche Online-Informationsbedürfnis, also die grundlegende Vorinformation.
- Bauberatung
Hier geht es um eine konkrete persönliche Beratung zu einem bestimmten Projekt im Bauservice Center im Neuen Rathaus. Jetzt neu möglich: Online-Terminreservierung und Onlineberatung mittels Videokonferenz. - Großprojektberatung
Diese Art der persönlichen Beratung wird künftig neu positioniert und die relevanten Stakeholder für individuelle Besprechungen an einen Tisch bringen. Es ist das umfangreichste Format inklusive Jurist*innen und technischen Sachverständigen.
Geplant sind zudem Kurzvideos, die den Bauwerber*innen Grundinformationen liefern, eine interaktive Themenlandkarte auf der Website und eine Baubroschüre mit den wichtigsten Informationen in digitaler und analoger Form. Ebenfalls getestet wird im Magistrat Linz eine KI-gestützte Such- und Chatfunktion, die Fragen der Website-Besucher*innen künftig schnell und zielgerichtet beantworten soll.
Unterschiede zum analogen Prozess
Im analogen Prozess wird der Antrag von Bauwerber*innen vielfach in Papierform direkt bei der Baubehörde eingereicht. Dieser durchläuft anschließend diverse Stellen, welche das eingereichte Bauvorhaben sichten, prüfen, beurteilen und entsprechende Gutachten erstellen. Dazu werden Jurist*innen, Sachverständige und weitere Sachbearbeiter*innen je nach Komplexität des Verfahrens (von der privaten Gartenhütte bis zum Fußballstadion) in rund zehn verschiedenen Bereichen mit der Bearbeitung beauftragt.
Durch die Analyse des aktuellen Prozesses wurde Verbesserungspotenzial durch digitale Werkzeuge sichtbar. Auch wenn aktuell bereits einzelne Arbeitsschritte durch den elektronischen Akt digital unterstützt werden, können durch Integrierung aller Arbeitsschritte künftig Medienbrüche verhindert werden. So können lange und kostenintensive Postwege eingespart und Arbeitsschritte durch das Arbeiten in einem gemeinsamen digitalen Akt beschleunigt und vereinfacht werden. Damit wird auch eine vollelektronische und papierlose Verfahrensabwicklung möglich.
Neben der effizienteren Struktur der internen Abläufe, können Bürger*innen ihr Projekt samt Unterlagen mittels Onlineformular künftig digital einreichen, allfällige Ergänzungen rasch nachreichen und den abschließenden Bescheid elektronisch erhalten.
Auch die Archivierung der Akten soll künftig elektronisch erfolgen, was eine Entlastung des analogen Archivs mit sich bringen wird.
Der Nutzen des Digitalen Bauverfahrens
Digitale Prozesse ermöglichen es der Verwaltungsbehörde, ihre Dienstleistungen effizient und transparent anzubieten. Dies trägt dazu bei, dass die Angebote von Bauunternehmen, Architekturbüros und Bürger*innen als kundenfreundlich wahrgenommen werden. Der neue Service reduziert für die Einreichenden Zeit, Geld und Aufwand und stellt einen wichtigen ersten Schritt hin zu einem vollständig digitalisierten Bauverfahren dar.
Die Ziele des Digitalen Bauverfahrens
Die Zielsetzungen für die Digitalisierung im Bauwesen sind weitreichend: Es wird angestrebt, dass Baueinreichungen und die gesamte Abwicklung eines Bauverfahrens von der Antragsstellung bis zur Genehmigung durchgehend digital erfolgen können.
Zusätzlich ist die Weiterentwicklung technischer Möglichkeiten geplant, beispielsweise die Nutzung von 3D-Modellen und die Einbindung von künstlicher Intelligenz. Die Gestaltung dieser digitalen Prozesse wird dabei aus dem bestehenden Potenzial abgeleitet.
Strategische Ziele:
- Ein modernes, innovatives digitales Service wurde für Bürger*innen und Wirtschaft der Stadt Linz etabliert und damit ein wesentlicher Beitrag zur Umsetzung der Digitalisierungsstrategie geleistet.
- Durch die Automatisierung und Digitalisierung des Bauverfahrens wurde eine effizientere Abwicklung für alle beteiligten Mitarbeiter*innen ermöglicht und die damit verbundenen Chancen zur Arbeitserleichterung und -attraktivierung genützt.
- Durch den Einsatz von professionellem Prozessmanagement wurde die Implementierung transparenter Prozesse, die sowohl digitale als auch analoge Verfahrenseinreichungen abwickeln und im Einklang mit den neuen Arbeitsweisen der Fachbereiche stehen, sichergestellt.
- Alle notwendigen Entwicklungsmaßnahmen wurden umgesetzt und der digitale Change ist in der Organisationsstruktur und in der Organisationskultur sichtbar.
- Zukünftige Möglichkeiten für eine Harmonisierung und Integration mit anderen digitalen städtebaulichen Instrumenten, wie etwa mit dem 3D-Stadtmodell oder mit dem digitalen Zwilling, wurden berücksichtigt.
- Durch die Reduktion von analogen Medien (Pläne, Schriftstücke, etc.) sowie von Vor-Ort-Gesprächen wurden Potenziale im Bereich der Nachhaltigkeit (Papierreduktion, geringeres Verkehrsaufkommen, etc.) ausgeschöpft.
Nutzen für Bürger*innen:
- Vereinfachung des Verfahrens durch Digitalisierung (kein Behördengang mehr; erleichtertes Einreichverfahren)
- Schnelle und vollständige Antragseinreichung ermöglichen via Online-Einreichformular samt Pflichtfeldern
- Erweiterte Informations- und Beratungsmöglichkeiten für Bürger*innen auch in digitaler Form
Beteiligung von Interessensgruppen
Die Optimierung der Prozessabläufe erfolgt unter Beteiligung der relevanten Interessensgruppen, von der Vorberatung und Einreichung über die Bewilligung bis hin zur Archivierung, und führt zu einem digitalisierten Verfahren. Im Rahmen des Planungsprojekts wurde im August 2022 eine Umfrage unter relevanten Stakeholdern wie Bauträgerinnen, Architekt*innen und Bauwerber*innen durchgeführt. Dies war wichtig, um die Benutzerfreundlichkeit von Anfang an zu priorisieren.
Linz als digitales Herz der ganzen Region – Programm „Digitales Linz“
Dieses Projekt ist Teil des strategischen Programms „Digitales Linz“. Ein Team aus magistratsinternen und externen Expert*innen beschäftigt sich im Auftrag von Bürgermeister Klaus Luger und unter Leitung von Magistratsdirektorin Mag.a Ulrike Huemer damit, die Stadt Linz als zukunftsfähigen Arbeits- und Lebensraum zu erhalten. Aktuelle Stärken werden dabei mit den Chancen für die Zukunft kombiniert.
Weitere Informationen unter https://digitales.linz.at
(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Planungsstadtrat Dietmar Prammer und Magistratsdirektorin Mag.a Ulrike Huemer zum Thema „Digitales Bauverfahren“)
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