Zukunftsfitte Innenstadt Rückschau und Ausblick zum Innenstadtkonzept
- Bürgermeister Klaus Luger und Planungsstadtrat Dietmar Prammer: „Der nächste wichtige Schritt ist mit der breiten Befragung der Bevölkerung erfolgt“
Im Sommer 2023 begann die Stadt Linz mit einem weitreichenden Prozess zur Weiterentwicklung der Innenstadt. Ein interdisziplinäres Planungsteam arbeitet aktuell an einem Innenstadtkonzept, das im kommenden Herbst präsentiert wird.
Im Juli letzten Jahres fiel der Startschuss für den Prozess. Erste Ziele wurden formuliert und ein Start-Workshop veranstaltet. Nach einer großen Umfrage der Bevölkerung im Oktober und November wurden drei Schwerpunkträume definiert: Hauptplatz, Neustadtviertel sowie die südliche Landstraße mit dem Volksgarten und dem Schillerpark.
Zur südlichen Landstraße fand bereits ein Workshop statt. Daran beteiligt waren neben dem Magistrat externe Teilnehmer*innen wie Feuerwehr, Linz Linien, Volkshilfe und Vertreter*innen aus der Immobilienbranche. Ein weiterer Workshop Ende Februar wird sich mit dem Hauptplatz befassen, der zukünftig vom Durchzugsverkehr befreit und neugestaltet werden soll. Teilnehmen werden unter anderen auch Vereine wie „Wir Altstadt”, die Kunstuniversität und das Bundesdenkmalamt.
Die ersten Ergebnisse aus der Befragung der Bevölkerung geben weiteren Aufschluss über Handlungsfelder und Schwerpunkträume. 4.000 Menschen kennzeichneten ihre Lieblingsorte und jene mit Verbesserungspotenzial – insgesamt wurden mehr als 16.000 derartige Punkte markiert.
„Ich freue mich sehr über die große Beteiligung und danke allen, die an der Befragung teilgenommen haben. Es ist uns sehr wichtig, dass auch die Meinung der Bürger*innen eingeholt wird und in die Konzeptentwicklung einfließt. Die Innenstadt ist schließlich Ort für Wohnen, Arbeit, Freizeit und Wirtschaft. Daher stehen die Bedürfnisse der Menschen im Vordergrund, die sich in der Innenstadt aufhalten. Auch wenn es nicht leicht werden wird, allen Bedürfnissen zu 100 Prozent nachzukommen, so ist doch der nächste wichtige Schritt in Richtung zukunftsfitte Innenstadt gemacht“, betont Bürgermeister Klaus Luger.
„Die Entwicklung des Innenstadtkonzeptes schreitet rasch voran. In Anbetracht aktueller Veränderungen etwa im Handel und beim Klima wollen wir die Innenstadt zukunftsfähig machen. Die Aufenthaltsqualität für alle, die hier leben, arbeiten und zu Besuch kommen, soll nicht nur bewahrt, sondern sogar verbessert werden. Zusammen mit Expert*innen und Bewohner*innen, sowie verschiedenen Interessenvertretungen (aus Handel, Gewerbe, Gastronomie, Tourismus, etc.) ist es unsere starke Vision, gemeinsam eine Innenstadt zu gestalten, in der sich alle mit Freude wiederfinden können“, sagt Planungsstadtrat Dietmar Prammer.
Das Planungsteam erarbeitet über den Sommer das Konzept. Im Herbst sollen schließlich die finalen Ergebnisse präsentiert werden. Konkrete Projekte können darauf aufbauend umgesetzt werden.
Gemeinsamer Weg mit Expert*innen und Bürger*innen
Im vergangenen Sommer startete die Stadt Linz einen umfangreichen Prozess zur Entwicklung der Linzer Innenstadt. Das Zentrum der oberösterreichischen Landeshauptstadt soll auch weiterhin für die Bewohner*innen lebenswert und für Besucher*innen attraktiv bleiben. Ein interdisziplinäres Planungsteam aus Wien, Gmunden und Kopenhagen arbeitet derzeit gemeinsam mit dem Linzer Magistrat, zahlreichen Interessenvertreter*innen sowie der Bevölkerung an der Entwicklung eines integrierten Innenstadtkonzepts. Das fertige Konzept soll als Handlungsgrundlage für künftige Gestaltungen der Innenstadt.
Bisherige und aktuelle Schritte
Im Jänner des Vorjahres fiel im Gemeinderat der Beschluss für dieses Innenstadtkonzept. Der Prozess begann mit einer detaillierten Betrachtung des Innenstadtgebiets, um große Herausforderungen und Entwicklungspotenziale zu identifizieren. Der erste Start-Workshop mit dem externen Planungsteam fand bereits im Juli statt, magistratsintern wurden zudem erste Ziele für das Konzept formuliert.
Dem folgte ein breiter Beteiligungsprozess von Bürger*innen über den Oktober und November hinweg. Der Innovationshauptplatz unterstützte die Umfrage wesentlich, welche sowohl online als auch analog am Bürostandort am Hauptplatz durchgeführt werden konnte. Daran nahmen insgesamt rund 4.000 Personen teil – erste Aussagen zu den Ergebnissen folgen weiter unten.
Ein Zwischenkolloquium Ende November brachte die Analysephase zum Abschluss. Ein sogenannter Teilraumworkshop widmete sich dabei bereits dem sich abzeichnenden Schwerpunktraum Volksgarten und südliche Landstraße. Daran beteiligt waren verschiedene Geschäftsbereiche der Stadt sowie externe Teilnehmer*innen von Feuerwehr, Linz Linien, Volkshilfe, aus der Immobilienbranche, etc.
Das Planungsteam; v. l.: Architekt Oliver Schulze (Schulze+Grassov), Stadtentwicklungsdirektor Dr. Hans-Martin Neumann, DI Helmut Koch (komobile), Planungsstadtrat Dietmar Prammer, Mag.a Petra Stiermayr (Abteilung Stadtplanung), DI Sebastian Reinberg (komobile), Jeppe Jensen (Schulze+Grassov), DI René Ziegler (Modul5 GmbH), DIin Claudia Nutz, MBA (Nutzeffekt)
Basierend auf den Erkenntnissen der Analysephase konnten drei zentrale „Handlungsfelder” herausgearbeitet werden:
1. Nutzungsbausteine
Die Linzer Innenstadt ist seit jeher ein Raum, in dem es eine Fülle an besonderen Angeboten und Nutzungen gibt. Sie ist Handels-, Erlebnis-, Bildungs-, Kultur- und Freizeitraum. Auch der Trend zum Wohnen im Zentrum hält an und verdeutlicht, dass eine hohe Lebensqualität in der Innenstadt essenziell ist und die Nutzungsvielfalt unterstützt. Wirtschaftlich ist zudem eine noch höhere Mischung an Angeboten und Dienstleistungen angestrebt, um gegenüber Herausforderungen (wie bspw. dem Internethandel) gut gewappnet zu sein. Die Stadt muss die vielen Nutzungsinteressen dabei verträglich aufeinander abstimmen.
2. Stadtraum und öffentlicher Raum
Die stadträumliche Analyse zeigt die Qualitäten der einzelnen Viertel, die starke Achse der Landstraße und vielfältige kleinteilige Frei- und Grünräume. Ziel ist es, innerstädtische öffentliche Räume mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Ein Besuch der Innenstadt soll nicht allein mit der Voraussetzung zum Konsum verbunden sein. Die Gestaltung von konsumfreien Zonen ist daher Bestandteil des grundlegenden Leitbildes.
3. Mobilität
Hier entstehen durch konkrete Vorhaben in den nächsten Jahren (Westring, Neuplanung Nibelungenbrücke, Stadtbahn und neue O-Buslinien) ganz besondere Chancen, die Lebensqualität in der Innenstadt zu verbessern.
Die drei zentralen Handlungsfelder, Quelle: Schulze+Grassov ApS
Anhand dieser drei Handlungsfelder werden aktuell erste Entwicklungsziele ausgearbeitet. Die Planer*innen wollen sich sowohl eine langfristige Orientierung verschaffen und weitere Entwicklungspotenziale der Stadt anschauen, als auch überlegen, wie kurzfristige Ziele umgesetzt werden können. Diese schrittweise Annäherung soll sich vor allem an drei Schwerpunkträumen zeigen und die Entwicklungsziele „auf den Boden“ bringen.
Die Schwerpunkträume, Quelle: Schulze+Grassov ApS
1. Schwerpunktraum: Hauptplatz
Mit dem Westring wird es zukünftig möglich, einen Teil des motorisierten Individualverkehrs aus der Innenstadt zu verbannen. Bereits mit der Eröffnung der neuen Westringbrücke entsteht die Chance, den Hauptplatz vom Durchzugsverkehr zu befreien und neu zu gestalten. Dafür ist ein Gestaltungswettbewerb geplant, der im Herbst 2024 starten soll. Dessen Gestaltungs- und Nutzungsgrundlage wird im Zuge des Innenstadtkonzepts bis zum Sommer erarbeitet, darauf aufbauend folgen noch die Verkehrsplanungen.
Bereits Ende Februar ist ein eigener Workshop geplant. Daran werden neben Vertreter*innen aus Handel, Gastronomie und Hotellerie auch Vereine wie „Wir Altstadt” und Organisationen wie die Kunstuniversität, das Bundesdenkmalamt und der Tourismusverband teilnehmen.
2. Schwerpunktraum: Südliche Landstraße vom Schillerpark bis zum Volksgarten
Hier hat bereits ein sogenannter „Teilraumworkshop“ Ende November stattgefunden, an welchem sowohl Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung als auch externe Interessensvertreter*innen teilgenommen haben. Dabei wurden bereits mögliche Maßnahmen diskutiert und mit aktuellen Planungsvorhaben abgestimmt, wie etwa eine Neuorganisation der Märkte, eine Entschärfung der Situation bei der Straßenbahnhaltestelle oder die Umgestaltung der Landstraße beim Volksgarten. Zusätzlich zum bereits stattgefunden Workshop wird es noch vertiefende Gespräche mit einzelnen Stakeholdern geben.
3. Schwerpunktraum: Teilbereich im Neustadtviertel
Knapp die Hälfte der Bausubstanz dieses Stadtteils stammt noch aus der Gründerzeit. Einen Fokus legen die Planer*innen hier auf den Straßenraum und die Gestaltung der Innenhöfe. Anhand der drei zentralen Handlungsfelder werden ein Straßenzug oder mehrere für die Neustadt typische Blockränder analysiert und bearbeitet.
Weiterer Prozessverlauf
Ausblick
Neben den städtischen Beteiligten aus Magistrat, Unternehmensgruppe Linz (UGL) und Stadtsenat sind externe Stakeholder wichtige Partner*innen bei der Erarbeitung des Innenstadtkonzepts. Interessenvertreter*innen aus Wirtschaft, Handel, Gastronomie, Kultur und Mobilität sowie Vereine und Eigentümer*innen werden zu einer großen Stakeholderkonferenz eingeladen, die voraussichtlich im April stattfinden wird. Geplant ist dazu eine ganztägige Veranstaltung mit interaktiven Workshop-Elementen, um einen intensiven Austausch mit dieser großen Gruppe zu ermöglichen.
Es wird noch zwei Zwischenkolloquien geben. Im Rahmen der Handlungsfelder werden Gestaltungsbeispiele, Nutzungsempfehlungen und Handlungsleitfäden beschrieben. Während des Sommers wird das Planungsteam das Konzept fertig ausarbeiten, mit dem Ziel, dass im Herbst dieses Jahres die Ergebnisse präsentiert und in einem Bericht zusammengefasst werden. In weiterer Folge können dann konkrete Projekte angegangen und umgesetzt werden.
Der Beteiligungsprozess
Im Oktober und November 2023 fand im Rahmen der Konzepterstellung auch ein umfangreicher Beteiligungsprozess statt. Für die Stadt Linz ist es besonders wichtig, dass bei der Konzepterstellung möglichst viele Vorschläge und Erwartungen berücksichtigt werden. In enger Zusammenarbeit mit dem Magistrat wurden die Bürger*innen der Linzer Innenstadt aber auch aus dem gesamten Linzer Stadtgebiet und dem Umland eingebunden.
Alle Menschen, die sich für die Linzer Innenstadt interessieren, waren eingeladen mitzumachen. Neben einer Online-Befragung gab es die Möglichkeit, die Fragen direkt im Büro des Innovations-Hauptplatzes in der Pfarrgasse zu beantworten.
Stadtrat Dietmar Prammer befragt die Bevölkerung am Taubenmarkt. Bild: Stadt Linz
Am 20. Oktober gab es zusätzlich die Möglichkeit am Taubenmarkt, persönlich an der Umfrage teilzunehmen. Vor Ort brachten Bürger*innen ihre Ideen ein, kennzeichneten Lieblingsplätze und bewerteten Rahmenbedingungen. Diese Ergebnisse fließen ebenfalls in das Konzept ein.
Es haben sich 3.918 Personen an der Umfrage beteiligt, wobei ein Drittel dieser Personen in der Innenstadt wohnt und knapp die Hälfte im übrigen Linzer Stadtgebiet. Hier zeigt sich die Strahlkraft der Innenstadt und es untermauert die Ansicht, dass es die Innenstadt aller Linzer*innen ist. Auch eine Geschlechterparität ist gegeben.
Anzahl, Geschlecht und Alter der Befragten, Quelle: Modul5
Herkunft der Befragten, Quelle: Modul5
Die besonderen Orte
In der Grafik „Besondere Orte” (s. u.) ist ersichtlich, wie die Linzer*innen die „besonderen Orte“ in der Innenstadt bewerten. Blaue Punkte markieren dabei ihre Lieblingsorte, während rote Punkte auf Orte hinweisen, die Verbesserungspotenzial aufweisen. Insgesamt wurden über 16.000 solcher Orte gekennzeichnet.
Insgesamt wurden 14.671 Punkte in der Linzer Innenstadt markiert, ein Großteil davon wurde zusätzlich mit einem Kommentar begründet.
Wo sich in der Übersichtskarte Lieblingsorte und Orte mit Verbesserungsbedarf überlagern, mischt sich das Blau und das Rot zu einem Schwarz. Dies zeigt, dass manche Orte, die einigen Menschen gut gefallen, für andere nicht angenehm sind und Anlässe für Veränderung sehen. Genau diese Mehrdeutigkeit macht es in der Entwicklung der Innenstadt notwendig, die unterschiedlichen Wünsche und Anforderungen abzuwägen, um die besten Lösungen zu erarbeiten.
Besondere Orte, Quelle: Modul5
Die Lieblingsorte
Bei häufig genannten Lieblingsorten entstehen „blaue Wolken“, und man sieht: Top 3 der Lieblingsorte sind der Alte Markt in der Altstadt, der Hauptplatz und der OK-Platz. Diese Abfrage war vor allem auch deshalb sehr wichtig, weil bei all den gewünschten Veränderungen vorhandene Qualitäten erkannt und möglichst gut erhalten werden sollen.
Die meisten Lieblingsorte wurden in der Altstadt und dem Hauptplatz genannt. Sie werden vor allem für ihren Charme und Aufenthaltsqualität geschätzt. Dem OK-Platz etabliert sich neben seiner Atmosphäre vor allem aufgrund seines kulturellen Angebotes.
Lieblingsorte, Quelle: Modul5
Top3 der Lieblingsorte, Quelle: Modul5
Orte mit Verbesserungsbedarf
Bei den Orten mit Verbesserungsbedarf ist der Volksgarten, wiederum der Hauptplatz und der Schillerplatz bei den am öftesten genannten. Am Beispiel Hauptplatz ist ersichtlich, dass manche Orte und Themen in der Innenstadt unterschiedlich diskutiert werden. Während der Hauptplatz für die einen eine besondere und positive Qualität hat, überwiegen bei den anderen die negativen Aspekte.
Es liegt in der Natur einer Stadt, dass es immer unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen sowie Ideen gibt. Genau hier hat sich das Planungsteam vorgenommen, die unterschiedlichen Bedürfnisse am Hauptplatz bestmöglich zu berücksichtigen.
Orte mit Verbesserungsbedarf, Quelle: Modul5
Im Volksgarten und am Schillerplatz wird der größte Verbesserungsbedarf gesehen. Auch der Hauptplatz findet sich unter den Top 3 – an gleicher Stelle wie bei den Lieblingsorten. Dies zeigt, wie unterschiedlich die Anforderungen an den Platz sind.
Top 3 Orte mit Verbesserungsbedarf, Quelle: Modul5
(Informationsunterlage zur Pressekonferenz mit Bürgermeister Klaus Luger und Planungsstadtrat Dietmar Prammer zum Thema „Innenstadtkonzept“)
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